Ein Jahr lang dachte ich (53), alles sei wunderbar mit meiner Partnerin (47): lange Vorspiele, viel Zärtlichkeiten beim Sex und für sie das erste Mal, dass sie jemand oral verwöhnt hat. Dann sagt sie mir plötzlich, dass sie mit mir zwar wunderschöne klitoriale Orgasmen hat, aber keine vaginalen, weil ich einen zu kleinen Penis hätte. Auf diese möchte sie verständlicherweise nicht verzichten. Ich bin absolut normal gebaut und möchte meinen Penis nicht operieren lassen. Aber wir streiten immer häufiger und es tauchen immer komischere Vorwürfe auf. Martin
Lieber Martin
Vergiss die Penisvergrösserung. Nicht nur, dass es aktuell keine Operation gibt, die empfehlenswert ist. Dein Penis ist im aktuellen Konflikt nur halb so wichtig, wie du glaubst. Viel zentraler ist, dass ihr euch unter einer gelungenen Sexualität etwas anderes vorstellt.
Wenn jemand in einem Beziehungskonflikt unveränderliche Dinge als Ursache angibt, steckt dahinter – unbewusst – oft eine Verweigerung, das Problem überhaupt anzupacken. Anders gesagt: Deine Freundin kritisiert deinen Penis genau deshalb, weil du den nicht ändern kannst. So muss sie sich nicht einer echten Lösungsfindung stellen. Weil du nicht aufgibst, werden ihre Vorwürfe immer seltsamer. Diese Rüstungsspirale wird sich so lange drehen, bis jemand von euch entnervt aufgibt. Tut euch das nicht an und legt die Karten offen auf den Tisch.
Deine Freundin muss damit klarkommen, dich zu enttäuschen, um die Sexualität zu leben, die sie sich wünscht. Du musst den Frust verdauen, dass es dir bei dieser Frau nichts genützt hat, ein umsichtiger Liebhaber zu sein.
Auch wenn es ein kleiner Trost ist: Deine Vorstellung von Sexualität wird bei anderen Frauen auf Anklang stossen. Tappe jetzt nicht in die Falle, deinen Schmerz damit zu lindern, indem du die Wunschsexualität deiner Partnerin abwertest.