Meine Freundin (30) hat in letzter Zeit kaum Lust auf Sex. Ich versuche immer wieder, sie zu begeistern, aber sie weist mich fast immer zurück. Sie sagt, sie habe den Kopf voll, weil wir beide seit ein paar Monaten keinen Job haben. Kann das wirklich sein? Immerhin bin ich in derselben Situation, und mir geht es überhaupt nicht so. Die beiden Sachen haben doch nichts miteinander zu tun. Martin
Lieber Martin
Ihr seid ein perfektes Beispiel dafür, wie unterschiedlich Menschen auf eine vergleichbare Situation reagieren.
Stress und Sorgen können Lust regelrecht erdrücken, wobei Frauen etwas häufiger mit einem Rückzug reagieren als Männer. Viele Männer können Sex in belastenden Situationen immer noch als Ausgleich erleben, um auf andere Gedanken zu kommen. Oder sogar als Ventil, um Frust und Druck abzulassen. Frauen verlieren dagegen eher den Zugang zu ihrer Sexualität. Erst wenn sie wieder mehr Luft haben, kommt die Lust zurück.
Auch der veränderte Alltag kann sich auf eure Sexualität auswirken. Du schreibst leider wenig darüber, wie ihr im Moment eure Tage verbringt. Aber für viele Jobsuchende ist es schwierig, dem Tag eine Struktur zu geben, und sie stranden früher oder später zu Hause.
Wer arbeitslos ist, empfindet sich oft als nicht mehr so kompetent und attraktiv. Auch die Zurückweisung durch die Entlassung nagt am Selbstwertgefühl. Und im Alltag fehlen inspirierende Erlebnisse.
Gib deiner Freundin Gelegenheit, über ihre Sorgen zu reden. Begrenzt diese Gespräche aber, damit ihr nicht nur über düstere Themen sprecht.
Plant Paaraktivitäten ein, um euch in positiven Situationen zu erleben. Budgetfreundliche Gelegenheiten zu finden, braucht Kreativität, aber man kann sich auch Gutes tun, das nichts oder nicht viel kostet.