Ich (59) habe meiner Freundin (56) eröffnet, dass ich gerne in einen FKK-Club gehen möchte. Sie war entsetzt und meinte, das sei primitiv. Entweder ich verzichte auf den FKK-Club oder unsere Beziehung sei beendet. Ich fühle mich aber in der Natur nackt sehr wohl und geniesse die Reinheit des Daseins. Privat bin ich mit Nacktheit sehr zurückhaltend, und ich möchte nur in einem Kreis von Gleichgesinnten nackt sein. Ich bin nun enttäuscht über die intolerante Haltung meiner Freundin. Kann ich denn nicht selber über meinen Körper bestimmen? Moritz
Lieber Moritz
Du kannst durchaus über deinen Körper bestimmen und deine Bedürfnisse durchsetzen. Aber das kann deine Freundin nun mal auch. Sie hat sehr verletzend reagiert und deine Kränkung ist verständlich. Es ist jetzt aber auch sehr einfach, ihr die Rolle der Intoleranten, Verklemmten zuzuweisen.
Sei dir bewusst, dass du dir ein nicht ganz alltägliches Hobby ausgesucht hast. Nacktheit unter Fremden ist für die meisten Leute ein Albtraum. Oft ist es übrigens gerade die Vehemenz, mit der FKK-Anhänger ihr Hobby als rein, natürlich oder das Normalste der Welt verteidigen, die andere Leute irritiert.
Offenbar brauchst auch du bestimmte Rahmenbedingungen, damit du dich mit deiner Nacktheit wohl fühlst. Stell dir vor, diese würden massiv verletzt. Dann weisst du, wie sich FKK in der Vorstellung deiner Freundin anfühlt.
Es bringt nichts, sich in einer Grundsatzdiskussion zu verzetteln, ob FKK nun toll oder nicht toll ist. Es zählt einzig, ob ihr einen Weg findet, euren beiden Bedürfnissen gerecht zu werden. Such nochmal das Gespräch. Lotet aus, wo ihr euch allenfalls entgegenkommen könntet. Dann steht ihr vor der klassischen Beziehungsaufgabe, einen tragbaren Mix zwischen Flexibilität und Treue zu sich selbst zu finden.