Ich (35) habe bereits zwei Mal gesehen, dass sich mein Mann (40) nachts heimlich pornografische Bilder im Internet anschaut und dabei masturbiert. Für mich ist eine Welt zusammengebrochen. Die Bilder und die Frauen sind hässlich, und ich bin sehr verletzt. Nach langen, schmerzlichen Gesprächen sagt mein Mann, dass er sich schäme, es ihm leid tue und dass er sofort damit aufhören wolle. Aber er ist überzeugt, dass dies unter den meisten Männern verbreitet ist. Stimmt das? Stephanie
Liebe Stephanie
Was du entdeckt hast, hat dich geschockt, und deine Verletzung ist real. Deine heftige Reaktion verhindert aber, dass ihr offen und ehrlich über die Situation diskutieren könnt. Denn jetzt wurde dein Mann einfach als Grüsel abgestempelt, der reuig Busse tun und sein Verhalten ändern muss. Ob das aber wirklich angemessen ist und euch wirklich weiterbringt, ist nicht gesagt.
Du lehnst Pornografie kategorisch ab. Das ist dein Recht und nachvollziehbar. Pornos haben dunkle Seiten und bieten Gefahren, wenn sie übermässig konsumiert werden. Ob dein Mann das tut, ist aber offen.
Die Mehrheit der Männer – und auch eine wachsende Gruppe von Frauen – konsumiert ab und zu in irgendeiner Form Pornografie. Dein Mann hat also recht. Wirklich helfen wird euch dieser Mehrheitsbescheid aber nicht. Das Verhalten der andern mag eine Referenz sein, es erspart euch aber nicht die Diskussion darüber, wie ihr damit umgeht und welcher Umgang mit Pornografie für euch beide der richtige ist. Denn einfach so verbieten kannst und sollst du deinem Mann diese Facette seiner Sexualität nicht.
Nimm alle deine Kraft zusammen und versuch, die Situation mit ihm zu klären und einzuordnen, ohne dass es zu einer Vorverurteilung kommt. Teilt eure Bedenken und analysiert den Einfluss auf eure Beziehung. Und zwar in Ruhe und nicht aus einem Schock heraus.