Ich (36) liebe meinen Freund, und unsere Beziehung ist super, aber wenn er unter Leuten ist, ist er ein komplett anderer Mensch. Ich fürchte mich schon vor den Festtagen, weil er entweder nur stumm dasitzen oder total seltsame Dinge sagen wird, die nichts mit den Gesprächen zu tun haben. Ich schäme mich dann für ihn, und es tut mir weh, dass meine Familie ihn nicht so erlebt, wie ich es tue. Wenn ich ihn darauf anspreche, sagt er, er wisse nicht, was ich meine. Es laufe doch immer gut. Eliane
Liebe Eliane
Es ist verständlich, dass es dir wichtig ist, dass deine Familie sieht, wie glücklich du mit deinem Freund bist und dass er ein wunderbarer Mensch ist. Besuche bei deiner Familie sind aber keine Casting-Show. Und vielleicht veränderst du dein Verhalten, ohne es zu merken, an diesen Anlässen ja auch, weil du das Gefühl hast, euch als perfektes Paar darstellen zu müssen.
Für Neuankömmlinge ist es oft knifflig, sich in eine etablierte Gruppe einzugliedern. Die Rollen sind bereits vergeben, und als neuer Partner steht man dann auch noch unter strenger Beobachtung.
Dass dein Freund mit deinem Wunsch, sich anders zu verhalten, überfordert war, ist kein Wunder. Auf vage formulierte Forderungen wie deine einzugehen, ist immer schwierig. Fokussiere dich darauf, dass ihr jenseits dieser Familienanlässe eine tolle Beziehung zu haben scheint. Denn schliesslich lebt ihr eure Partnerschaft hauptsächlich zu zweit und nicht unter den Augen deiner Verwandtschaft.
Beziehungspflege im Familienkreis muss nicht an den ohnehin mit Erwartungen überladenen Festtagen passieren. Gibt es eine Aktivität, bei der sich dein Freund besonders wohl und souverän fühlt? Zieht in Betracht, deine Eltern zu so einer Gelegenheit einzuladen. Dann ist die Gruppe kleiner – und dein Freund hat quasi ein Heimspiel.