Während der letzten zehn Jahre war ich (32) nur in Beziehungen mit Männern und hatte auch mein Coming-out als homosexuell lebender Mann. Ich hatte zwar erste Erfahrungen mit Frauen in meiner Jugendzeit, aber das hat mich jeweils schnell nicht mehr interessiert. Nachdem ich nun einige negative Erlebnisse aus meiner Kindheit verarbeitet habe, fühle ich mich wieder zu Frauen hingezogen, auch sexuell. Ich fühle mich da irgendwie männlicher. Geht das andern auch so? Ich weiss nicht, wie ich mich verhalten soll. Rainer
Lieber Rainer
Die meisten Leute denken immer noch in Schubladen, wenn es um die sexuelle Orientierung geht. Sie möchten wissen, «was» jemand ist, und erwarten, dass diese Person sich dann stets an die Spielregeln hält, die sie mit der zugewiesenen Orientierung in Verbindung bringen.
Genau solche Ansprüche scheinst du auch an dich selbst zu haben. Dabei zeigt deine persönliche Geschichte perfekt, wie kurvenreich die Reise der eigenen Sexualität sein kann.
Grundsätzlich scheinst du einen guten Zugang zu deinen Bedürfnissen zu haben. Du spürst, was du brauchst, und richtest umsichtig dein Leben danach aus. Dazu gehörte in den letzten Jahren, dass du mit Männern zusammen sein wolltest. Jetzt hat sich deine Bedürfnislage geändert, und du findest aktuell bei Frauen etwas, das dir guttut.
Es bringt nichts, wenn du dich nun an einer Schublade festklammerst oder dein Wohlbefinden davon abhängig machst, ob andere gleich ticken.
Zerbrich dir nicht den Kopf darüber, wohin dich deine Reise führen wird. Vielleicht bleiben Frauen spannender für dich, vielleicht zieht es dich zurück zu Männern. Und vielleicht verliebst du dich irgendwann Hals über Kopf in einen Menschen, dessen Persönlichkeit dich derart in seinen Bann zieht, dass das Geschlecht dieser Person zweitrangig ist.
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