Meine Frau (48) braucht dringend eine Therapie, aber ich (50) weiss nicht, wie ich es ihr verklickern soll. Wir haben keinen Sex, und das war eigentlich immer so. Beim Geschlechtsverkehr verspürt sie nichts, wie sie sagt. Die meisten Praktiken lehnt sie ab. Entweder ist meine Frau eine verkappte Lesbe, oder sie hat in der Kindheit ein schweres sexuelles Trauma erlebt. Wie bringe ich ihr bei, dass sie in eine Therapie muss? Benno
Lieber Benno
Wenn hier jemand eine Therapie braucht, dann ihr beide. Es scheint zwar tatsächlich so, als ob deine Frau mit ihrer Sexualität auf Kriegsfuss stünde. Aber die Haltung «Sie hat ein Problem, ich sicher nicht» ist nicht sonderlich hilfreich.
Ich empfehle dir wärmstens, einen weniger abwertenden Ton anzuschlagen, wenn du etwas erreichen willst.
Damit wir uns richtig verstehen: Ich kritisiere dich nicht deshalb, weil du etwas ändern willst. Und ja, es ist frustrierend, immer nur aufzulaufen. Aber um die Situation zu ändern, müsst ihr zusammenspannen. Nur, wie soll sich deine Frau fallenlassen und das Schöne am Sex entdecken, wenn dein Umgang ähnlich abschätzig ist wie dein Tonfall? Und das befürchte ich ehrlich gesagt.
Auf deiner Seite äussert sich das Problem darin, dass ihr keinen Sex habt. Aber ich bin ziemlich sicher, dass deine Frau auch nicht mit allem überglücklich ist, was bei euch abläuft. Denn wenn sich Frauen aus der Paarsexualität «verabschieden», liegt das oft daran, dass sie die Beziehungsqualität als schlecht erleben.
Gerade wenn deine Frau einen Missbrauch erlebt hat, ist es wichtig, dass sie diesen in einem verständnisvollen Umfeld verarbeiten kann. Dass du das bietest, nehme ich dir nach Begriffen wie «verklickern» und «verkappte Lesbe» nicht ab.
Die Therapie fände ich also prinzipiell eine gute Idee. Aber ich denke, ihr braucht sie beide. Die Stimmung bei euch scheint schon recht vergiftet zu sein, und da ist es schwierig, allein rauszukommen. Stütze sie, statt nur zu fordern, und ihr werdet eher ans Ziel kommen.