Mein Partner (76) und ich (73) hatten die letzten drei Jahre eine sehr schöne Zeit. Aktuell durchleben wir aber eine grosse Krise. Ich kann einfach mit gewissen Eigenschaften von ihm nicht gut umgehen. Für ihn ist alles schlecht in der Welt, und das verstehe ich einfach nicht. Es ist das dritte Mal, dass wir so einen Konflikt haben, und ich weiss nicht, ob ich nochmals das Gespräch suchen soll oder ob es einfach vorbei ist. Anita
Liebe Anita
Krisen gehören zu Beziehungen dazu. Aber wenn sie sich häufen oder bei den immer gleichen Themen auftauchen, dann kann das zu einer schmerzlichen Machtlosigkeit führen.
In deinem Mail lässt du offen, was zu euren Konflikten führt und wie diese ablaufen. Du erwähnst lediglich, dass du mit der Art Mühe hast, wie dein Partner die Welt sieht. Genau das ist jedoch ein schwieriger Punkt, wenn es um Veränderungen geht. Denn sobald man sein Glück davon abhängig macht, dass sich der andere in seinem Wesen grundsätzlich ändert, ist man auf einer heiklen Mission.
Du und dein Partner sind verschieden. Ihr nehmt die Welt anders wahr und geht anders mit Herausforderungen um. Diese Andersartigkeit kann wehtun oder einen vor Rätsel stellen, aber sie ist deshalb nicht unbedingt euer Feind. Entscheidend ist, ob ihr einen Weg findet, mit ihr umzugehen.
Wenn eine Beziehung derart tief in der Krise steckt, dass einer oder beide über eine Trennung nachdenken, dann kann es heilsam sein, diese Option eines Beziehungsendes bewusst in den Raum zu stellen. Das soll sorgfältig passieren und nicht als Drohung verwendet werden. Aber sich einzugestehen, dass der gemeinsame Weg vielleicht zu Ende ist, kann eine neue Art von Gespräch eröffnen. Und sei es nur, dass man gemeinsam einen Abschluss für etwas findet, das beiden wichtig ist, aber vielleicht keine Zukunft mehr hat.
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