Meine Freundin und ich (37) haben eine wunderbare Beziehung und ein schönes Sexleben. Sie sagt und zeigt mir haufenweise, dass sie mich liebt und attraktiv findet. Ich selber verstehe nicht, warum. Ich bin klein, mollig und nicht sehr stilbewusst und bin überzeugt, dass ich sie nicht verdiene. Nun hat sich der Gedanke in meinen Kopf gepflanzt, dass ich sie betrügen werde. Ich bin sicher, dass sie es sonst vor mir tun wird, weil ich unter ihrem Niveau bin. Wenn ich ihr zuvor käme, könnte ich wenigstens die Schmach vermeiden. Wie kann ich diese absurden Gedanken abstellen? Patrik
Lieber Patrik
An der Oberfläche mögen deine Gedanken absurd klingen, in sich tragen sie aber eine bestechende Logik, die du selber eigentlich schon erklärst. Du bist überzeugt, dass du das Glück, das du erlebst, nicht verdienst. Das findest du derart entnervend, dass du lieber deine Beziehung zerstörst, als weiter mit dieser vermeintlichen Ungerechtigkeit zu leben.
Auch die Idee mit dem Betrug folgt einer ähnlichen Logik. Um nicht Opfer zu werden, flüchtest du in die Rolle des Täters. Das erlebst du als kleineres Übel und witterst die Chance, wieder in einer Position der Überlegenheit zurückzukommen.
Viele Menschen blockieren sich auf diese Weise. Die Person, die aus Angst, dass etwas passiert, ein Leben lang zu Hause hockt und versauert oder der Dauersingle, der lieber gar niemanden an sich ranlässt, als enttäuscht zu werden und dabei vereinsamt.
Klär für dich, warum du überzeugt bist, dass du ein derart unattraktiver Mensch bist, der die Liebe seiner Freundin nicht verdient. Sich selber gern zu haben ist für viele Leute eine Aufgabe, mit der sie ein Leben lang kämpfen. Aber du wirst die Liebe und das Wohlwollen von anderen immer nur in dem Ausmass geniessen können, wie du diese Dinge auch dir selbst gegenüber empfindest.