Ich (36) bin seit mehreren Jahren Single. Ich lerne zwar regelmässig Männer kennen, aber es geht nie über die Kennenlernphase hinaus. Meine Kolleginnen sind alle vergeben und quetschen mich ständig aus, was in meinem Liebesleben so läuft. Besuche ich einen Kurs oder gehe ich in einen Verein, werde ich sofort gefragt, ob es da nicht jemanden für mich gäbe. Wir können keinen Abend verbringen, an dem nicht das Thema «Ich und die Männer» auftaucht. Warum muss ich ständig auf meinen Beziehungsstatus reduziert werden? Viola
Liebe Viola
Wenn Mitglieder einer Gruppe verschiedene Rollen haben, führt dies ab und an zu Reibungen: Die Singles glorifizieren das Familienleben und beneiden die Eltern um die herzigen Kinder, die Eltern wiederum sehnen sich nach den Freiheiten der Singles. Weil man aus dem eigenen Leben nicht einfach so ausbrechen kann, lebt man über den anderen manchmal das aus, was man selber nicht hat, indem man oft nachfragt und mitfiebert.
Offenbar übertreiben es deine Freundinnen mit der Anteilnahme. Sie merken nicht, dass du dabei als Person untergehst. Hast du sie schon mal konkret darauf angesprochen? Hast du ihnen gesagt, dass du nicht auf das Single-Thema reduziert werden möchtest?
Gleichzeitig lohnt es sich, wenn du selber kurz hinterfragst, was du in die Gruppe hineinträgst. Manchmal bringt man leidige Themen nämlich sogar selber auf, weil man Support sucht. Dann empfindet man es natürlich nicht als lästig, wohl aber, wenn die Gruppe beim nächsten Treffen das Thema wieder aufgreift.
Entscheidend ist, dass du deine Bedürfnisse anmeldest und respektvoll durchsetzt. In einer funktionierenden Freundschaft sollte es kein Problem sein, wenn du sagst, dass du heute mal nicht über deinen Beziehungsstatus diskutieren magst. Aber anmelden musst du diese Bedürfnislage schon selber.