Ich (37) habe das Problem, dass ich das Interesse verliere, wenn es in einer Beziehung ernst gilt. Wenn ich eine Frau kennenlerne, dann will ich sie unbedingt. Ich hänge mich dann voll rein und tue alles dafür, sie für mich zu gewinnen. Dabei geht es nicht nur um Sex. Ich bin auch wirklich verliebt in die Frau und habe Zukunftspläne. Aber sobald der Alltag kommt, verliere ich das Interesse, und die Beziehung fühlt sich fad an. Was stimmt nicht mit mir? Martin
Lieber Martin
Es lässt sich nicht abschliessend sagen, warum deine stürmischen Eroberungen nicht zu Langzeitbeziehungen wachsen. Um dein Muster durchschauen zu können, musst du sorgfältig analysieren, welche Erwartungen du an die jeweiligen Beziehungsphasen hast und was in dir vorgeht, wenn du dich in ihnen befindest.
Bist du dir beispielsweise bewusst, dass eine Langzeitbeziehung immer einen anderen Charakter haben wird als die Phase des Werbens? Wenn du diesbezüglich keine realistischen Erwartungen hast, ist ein unsanfter Crash nämlich vorprogrammiert.
Frage dich auch, ob du in der Anfangsphase der Beziehung noch genug in Kontakt mit dir selbst bist, um dich und dein Gegenüber zu spüren und wahrzunehmen. Denn wenn du dich von der Euphorie der Verliebtheit mitreissen lässt, verstrickst du dich in einer Illusion, die früher oder später platzen muss.
Ein weiterer Knackpunkt könnte ein ungeschicktes Beuteschema sein: Also dass du dich auf Frauen einlässt, die zu deinen Flirtwünschen passen, aber eben nicht zu deinen Vorstellungen in Bezug auf eine Langzeitbeziehung.
Sei dir bewusst, dass eine tolle Verliebtheitsphase noch keine tolle Beziehung garantiert. Unsere Gesellschaft legt den Fokus derart einseitig darauf, den Richtigen zu finden, dass vergessen geht, dass die wahre Prüfung in einem funktionierenden Alltag liegt.