Die Beziehung von mir (32) und meiner Freundin (28) war schon immer ziemlich ungleich, was Investitionen anbelangt. Vom Finanziellen über die Beziehungspflege bis hin zum Sex. Als meine Freundin krank wurde, hat sich die Situation verschlimmert. Jetzt geht es ihr wieder gut, aber das Ungleichgewicht ist noch stärker geworden. Ich schmeisse den Haushalt, zahle fast alles, und unser Sexleben liegt brach. Aber nichts kommt zurück. Spreche ich die Situation an, reagiert meine Freundin so kindisch, dass ich kaum eine Antwort weiss. Ich bin ausgelaugt und unglücklich. Sie sagt mir jeden Tag, wie sehr sie mich liebe. Ich sage wie aus einem Reflex heraus das Gleiche, fühle es aber nicht. Ich brauche eine neutrale Meinung. Reto
Lieber Reto
Eine neutrale Meinung zu einer derart einseitigen Geschichte abzugeben, ist eine Herausforderung. Das soll nicht heissen, dass du die Situation verzerrt darstellst. Aber du hast in deinem Mail keinen einzigen Grund genannt, warum du bei deiner Freundin bleiben willst.
Trennungen sollten nie überstürzt passieren. Denn eine wichtige Regel im Beziehungsleben lautet: Man macht nur einmal Schluss. Entsprechend will dieser Schritt gut bedacht sein. Geht man dann wirklich, hilft es, wenn man sich sagen kann, man habe sich wenigstens bemüht. Du scheinst dir alles gut überlegt zu haben.
Frag dich, ob du Konflikte zu sehr gescheut hast und ob du wirklich signalisiert hast, dass die Beziehung für dich so nicht stimmt.
Mach einen Schritt zurück und frag dich, warum du mir geschrieben hast. Ging es wirklich darum, dass du eine neutrale Meinung in einer derart einseitigen Sache wolltest? Kann es sein, dass du keine Verantwortung für das Beziehungsende übernehmen willst?
Aber diese Verantwortung muss bei dir liegen, auch wenn diese Last schwer drückt. Sonst legst du dein Leben in fremde Hände. Aber dort gehört es nicht hin.