Ich (32) kann innerhalb einer festen Beziehung keine erfüllende Sexualität leben. Ich geniesse zwar jeweils die Beziehung, und ich liebe meinen Partner aufrichtig, aber Sex wird für mich sehr schnell langweilig. Früher habe ich jeweils aus Prinzip Schluss gemacht, was dann schmerzlich für beide war. Irgendwann habe ich angefangen, heimlich ein, zwei Mal im Jahr fremdzugehen. Ich weiss, dass das nicht ideal ist, aber es ist die einzige Art und Weise, wie ich eine längere Beziehung führen kann. Ist mein Vorgehen wirklich so verwerflich? Pauline
Liebe Pauline
Es wirkt schräg, wenn du dein Verhalten darstellst, als wäre es unter dem Strich besser für alle Beteiligten. Du gehst davon aus, dass dein Freund lieber mit deiner Untreue lebt, als ganz auf dich zu verzichten. Wie so viele Männer und Frauen, die Untreue für sich herausnehmen, setzt du auf den «Was er nicht weiss, macht ihn nicht heiss»-Ansatz.
Das Problem dabei ist, dass du über den Kopf deines Partners hinweg entscheidest. Doch etwas, das beide betrifft, sollte auch von beiden getragen werden. Die meisten Menschen möchten über die Spielregeln der Beziehung, in der sie stecken, Bescheid zu wissen. Auch, damit gleiches Recht für beide gelten kann.
Tatsächlich sagen nicht wenige Betrogene nach einem aufgeflogenen Seitensprung, dass sie lieber gar nichts davon gewusst hätten. Dabei gehen sie aber davon aus, dass dieser ein Ausrutscher oder Fehler war und nicht eine von vornherein heimlich beschlossene Freiheit im Beziehungssystem.
Offenbar hast du herausgefunden, dass eine klassisch monogame Beziehung für dich nicht funktioniert. Wirklich fair und liebend wäre, das jeweils am Anfang einer Beziehung klar zu deklarieren. So kann sich ein möglicher Partner darauf einstellen, bevor eine emotionale Bindung zwischen euch gewachsen ist.