Meine Freundin (34) und ich (38) sind seit drei Jahren ein Paar und haben ein gutes Sexleben. Trotzdem habe ich ab und zu ein Verlangen nach Sex-Chats. Meine Freundin hat mich schon mehrfach erwischt. Sie findet, ich betrüge sie, und sie war immer sehr verletzt. Ich weiss, dass mein Handeln moralisch falsch ist, aber ich kann es nicht lassen. Kann man das therapieren? Pascal
Lieber Pascal
Du kannst sehr wohl professionelle Beratung bei der Bewältigung dieses Problems in Anspruch nehmen. Die Frage ist einfach, was du für eine Erwartungshaltung hast.
Die Vorstellung davon, wie etwas therapiert wird, ist bei vielen Leuten etwas abenteuerlich. Eine Therapie sollte nicht einfach ein von aussen aufgestülptes Trainingsprogramm sein, das ein unerwünschtes Verhalten beseitigt. Es geht darum, einer Person beim Erreichen von Zielen zu helfen, hinter denen sie auch wirklich steht. Ob das bei dir der Fall ist, scheint mir fraglich.
Natürlich wäre euer Paarleben angenehmer und ruhiger, wenn du keine Lust mehr auf diese Chats hättest. Wirklich distanzieren magst du dich von deinem Wunsch nach Chats aber nicht. Die Einschätzung, dass dein Verhalten Züge von Betrug hat, überlässt du ganz deiner Freundin. Es ist tatsächlich auch Verhandlungssache, wo Betrug anfängt. Für manche braucht es Kontakt im echten Leben, immer mehr Leute müssen aber erleben, dass auch rein virtuelle Indiskretionen wahnsinnig wehtun können.
Besser wäre es, wenn ihr beide in die Beratung geht. Dort könnt ihr in begleiteten Gesprächen klären, wie ihr den Konflikt erlebt und welche Optionen ihr habt, um die Situation zu entlasten. Stehst du wirklich voll und ganz hinter einem Verzicht, kannst du in der Beratung Tricks lernen, wie dir der Ausstieg leichter fallen kann.