Seit ich (53) Sex habe, gehe ich fremd. Heute bin ich verheiratet, und es ist eigentlich egal, ob ich und meine Frau viel oder wenig Sex haben – ich gehe trotzdem fremd. Ich frage mich schon, ob das Liebe sein kann. Und ob ich überhaupt fähig bin zu lieben? Oder habe ich ganz einfach die Richtige noch nicht getroffen? Ich bin aber gerne verheiratet, respektiere und achte meine Frau und möchte sie wirklich niemals verlassen. Alexander
Lieber Alexander
Unsere Gesellschaft tut sich denkbar schwer mit der sexuellen Treue. Die Monogamie steht auf einem Sockel und gilt als Ideal, gleichzeitig können oder wollen sich verblüffend wenige Leute daran halten. Oft wird Treue als Gradmesser für die Liebe und Beziehungsqualität gebraucht, was heikel ist. Du siehst Fremdgehen als bessere Lösung, und es gibt kein Anzeichen, dass du diese Wahl je mit deiner Frau besprochen hättest. Du entscheidest für beide, richtest dein Leben so ein, wie es dir passt. Das sagt weniger über die Liebe zu deiner Frau als über deinen Respekt vor ihr.
Die meisten Leute möchten über die Grundwerte ihrer Beziehung informiert sein. Unwissen mag ein Segen sein, aber was du dir herausnimmst, ist keine Kleinigkeit. Wer sich eine offene Beziehung wünscht, sollte auch die Mühe auf sich nehmen, sich jemanden zu suchen, der diese Ansichten teilt. Auf das Risiko hin, dass man dann vielleicht herausfindet, dass es eben doch nicht passt.
Wenn du etwas hinterfragen sollst, dann deine Vorstellung von Respekt, nicht von Liebe. Verstecke dich nicht hinter der Aussage, dass alles anders wäre, wenn die Richtige käme. Denn was du willst, ist Sex mit vielen Frauen. Das ist deine Wahl, steh dazu, auch in den Bereichen, die dir nicht behagen. Und sei bereit, die Konsequenzen zu tragen.