Ich (33) bin seit sieben Jahren mit meinem Freund (34) zusammen. Ich bin ihm treu, ausser, dass ich heimlich mit anderen Männern in Sex-Chats verkehre. Ich plaudere da über intimste Sachen, die ich nicht mal meinem Freund erzähle. Leider leidet unser Sexleben darunter. Ich masturbiere lieber zu den Chats, als mit meinem Freund zu schlafen. Ich habe das Gefühl, dass mich meine Chat-Freunde besser verstehen und mehr auf mich eingehen als mein Freund. Aber ich habe Angst, dass meine sexuellen Ausrutscher meine Beziehung kaputt machen. Sandra
Liebe Sandra
Was du beschreibst, sind keine Ausrutscher, sondern Gewohnheit. Und zwar eine mehr als heikle. Auch wenn jeder Treue für sich selber definieren muss, darf man bezweifeln, dass dein Freund dich unter diesen Umständen wirklich noch als treu erleben würde.
Körperlicher Kontakt mag für viele zwar die entscheidende Grenzüberschreitung sein, bei dem Ausmass, in dem du Sexualität und Intimität mit anderen teilst, ist deine Angst um eure Beziehung durchaus berechtigt. Vor allem, da du ja spürst, wie dich dein Verhalten von deinem Freund zunehmend entfernt.
Das Pflänzchen eures Sexlebens verkümmert unter anderem deshalb, weil du ihm den Dünger entziehst: Du kümmerst dich allein um deine Chat-Sexualität und wunderst dich, warum nur diese blüht. Aber Sex und Liebe benötigen Investitionen.
Es braucht viel mehr Mut, sich einem nahen Menschen zu offenbaren als einem halb anonymen Chat-Partner, den man wegklicken kann, wenn es einem gerade nicht passt. Wie soll dein Freund auf dich eingehen, wenn du nur in den Sex-Chats von deinen Wünschen erzählst? Man muss einem Partner nicht den hintersten Winkel seiner Psyche zeigen. Man darf auch ausserhalb der Partnerschaft begehrenswert sein. Aber dann braucht es auch immer wieder den Entscheid für die Kernbeziehung und dortige Investitionen.