Ich (41) bin glücklich verheiratet, aber todunglücklich in eine Arbeitskollegin verliebt. Es zerreisst mir fast das Herz, wenn ich in ihrer Nähe bin, mit ihr rede oder an sie denke. Und das ist eigentlich dauernd der Fall. Zurzeit habe ich jeglichen Kontakt aufs Nötigste reduziert. Ich nehme ihre Anrufe nicht entgegen und schreibe in Mails so wenig wie möglich. Gespräche vermeide ich komplett. Darf ich als 41-Jähriger so fühlen und deshalb öfters auch weinen? Was ist nur los mit mir? Jonas
Lieber Jonas
Eine unglückliche Liebe löst in einem Leben meist einen unglaublichen Leidensdruck aus. Fruchtet dann keine der Strategien, mit der man sein Gefühlsleben unter Kontrolle bringen will, ist die Verzweiflung oft erst richtig gross.
Wenn du weinen musst, dann ist das also einfach eine verständliche Reaktion auf die aktuelle Belastung. Andererseits könnte es ein Zeichen dafür sein, dass du mit deinen Kräften langsam am Ende bist und dass es ratsam ist, dir jetzt professionelle Hilfe zu holen.
Mit einem Profi kannst du anschauen, wie sich diese Verliebtheit in deine Lebenssituation einfügt und wie du noch darauf reagieren kannst. Wo kannst du Kräfte mobilisieren? Welche Handlungsoptionen hast du noch nicht ausgeschöpft? Wie kannst du deine offenbar glückliche Ehe noch bewusster geniessen und damit einen Gegenpol setzen?
Kein Experte der Welt wird deine Verliebtheit wegzaubern und diese schwierige Situation für dich lösen können. Aber es lohnt sich, wenn du dich jemandem anvertrauen kannst und wenn du mit dieser Person einige Annahmen, Erwartungen und Nöte hinterfragst. Oft gewinnt eine unerwünschte Verliebtheit nämlich erst dadurch so richtig an Dramatik, dass man sie verdammt und um jeden Preis sofort loshaben will. Aber durch diese krasse Ablehnung wächst die emotionale Not manchmal erst recht.