Ich (24) habe grosse Probleme mit meinem Sexleben. Ich habe nicht viel Erfahrung und fühle mich Frauen gegenüber oft gehemmt. Eine Kurzbekanntschaft hat auf mein Nachfragen hin zugegeben, dass ich nicht sehr gut im Bett sei. Seit dieser Bestätigung habe ich jegliches Selbstvertrauen verloren. Ich weiss nicht, wie ich mich im Bett verbessern soll, damit ich mich nicht weiter blamiere. Joel
Lieber Joel
Das Urteil «schlecht im Bett» wirkt auf mich als Fazit zu einer Sexualität immer etwas seltsam. Ein Lebensbereich, der derart vielseitig und auch vom Zusammenspiel zweier Menschen abhängig ist, mit einem vernichtenden, abschliessenden Urteil zu versehen, hat einen sehr schalen Beigeschmack.
Dabei geht es nicht darum, so zu tun, als gäbe es gar keine Unterschiede, wie sich jemand beim Sex zeigt und fühlt. Die sexuelle Lerngeschichte verläuft bei jedem anders, und manche Menschen können einen entspannteren, kreativeren oder einfach leichteren Zugang zu Sexualität und Körperlichkeit finden, während andere sich eher schwertun und sich nicht sehr wohlfühlen.
In diesem Unwohlsein liegt dann meist auch die grösste Misere. Denn wer beim Sex nicht geniessen kann, wird nicht nur Mühe haben, die eigene Lust auszuleben und sich auf die eigenen Empfindungen einzulassen. Es fehlen als Resultat vermutlich gleichzeitig die Antennen, um zu beobachten, was dem Gegenüber gerade Spass macht und gut tut.
Ich rate dir zu einer körperzentrierten Sexualberatung. Dort kannst du deine sexuelle Lerngeschichte analysieren und mit konkreten Übungen lernen, dich in deiner Körperlichkeit wohlzufühlen. Das bringt unendlich viel mehr, als wenn du anfängst, irgendwelche pauschalen Sextipps zu sammeln und dich dann fix auf diese zu konzentrieren. Denn starre Tipps behindern oft mehr, als dass sie beflügeln.