Nach dem Ende meiner Beziehung habe ich (30) mit einer neuen Partnerin eine sehr schöne Beziehung aufgebaut. Dass sie ein Kind hat, trübt die Situation etwas. Mich kränkt die Tatsache, dass ich auf ein Kind aufpasse, das nicht von mir ist. Ich habe nämlich ein schlechtes Gewissen gegenüber meinem eigenen Sohn, weil ich nicht für meine Familie da bin und ihm ein schlechtes Vorbild bin. Eigentlich bin ich ein Bauchmensch. Soll ich trotzdem auf meinen Verstand hören und meine Familie retten und zu ihr zurückgehen? Oder soll ich meinen Gefühlen folgen und bei der neuen Partnerin bleiben? Laurent
Lieber Laurent
Du kommst in dieser Sache deshalb nicht weiter, weil du Dinge vermischst, die getrennt betrachtet werden sollten. Deine frühere Partnerin und dein Sohn mögen dir zwar als Gesamtpaket vorkommen. Tatsächlich sind es aber zwei Beziehungen, die du auch individuell gestalten kannst und musst.
Dein schlechtes Gewissen wird so lange bestehen bleiben, bis du die Beziehung zu deinem Sohn anders führst. Das geht aber nicht nur, indem du wieder in die alte Familienkonstellation zurückkehrst und mit seiner Mutter zusammen bist.
Natürlich ist es schwierig, das Idealbild der klassischen Familie aufzugeben. Und gerade wenn Kinder noch klein sind, kann man den Elternteil, von dem man sich getrennt hat, nicht einfach ignorieren.
Patchwork braucht Nerven und guten Willen von allen Beteiligten. Sabotiere eine realistische, glückliche Lösung nicht dadurch, dass du nur Extreme siehst. Es gibt mehr Möglichkeiten als eine idealisierte, klassische Familie auf der einen Seite oder ein neues Leben mit einer anderen Frau, in dem dein Sohn keinen Platz hat und durch ein anderes Kind ersetzt wird, auf der anderen Seite.
Führe die Liebesbeziehung, die du führen willst. Setze dich für ein gutes Verhältnis zu deinem Sohn ein, auch wenn das je nach Situation viel Kraft kostet und Beharrlichkeit fordert.