Ich (38) habe gehört, dass 30 Prozent der Frauen Vergewaltigungsfantasien haben. Ich war immer der Ansicht, dass Vergewaltiger Abschaum sind. Die Todesstrafe für Vergewaltiger und Pädophile würde ich sofort unterstützen. Aber jetzt soll man ein Wohltäter sein, wenn man eine Frau vergewaltigt? Ich weiss nicht mehr, was ich denken soll. Benedikt
Lieber Benedikt
Ich verstehe, dass das Thema verwirrend sein kann, aber es ist differenzierter, als du glaubst. Eine erotische Fantasie zu haben, heisst noch nicht, etwas auch wirklich erleben zu wollen. Zumal eine Vergewaltigung in einer erotischen Fantasie nur sehr, sehr wenig mit einer tatsächlichen Vergewaltigung zu tun hat.
Eine erotische Fantasie kann man nach Lust und Laune gestalten und hat sie jederzeit unter Kontrolle. Ort, Beteiligte, Geschehen – alles entspricht den Ideen der fantasierenden Person. Es gibt keine Grenzen und Konsequenzen. Vergewaltigungen greifen einen Menschen in seiner Würde, seiner körperlichen und seelischen Unversehrtheit massiv an. Man kann nicht mehr Stopp sagen, Schmerz und Entwürdigung sind real und folgen keinen Spielregeln.
Eine Frau, die sich härteren Sex und den Kontrollverlust, der Züge einer Vergewaltigung haben kann, vorstellt, will nicht vergewaltigt werden. Punkt.
Dass ein Vergewaltiger ein Wohltäter sein soll, ist, mit Verlaub, auf deinem Mist gewachsen. Und die Aussage rückt leider sehr nahe an das alte, schreckliche Argument, dass eine Frau, die einen kurzen Rock trägt, an einem Übergriff eigentlich selber schuld sei. Deshalb gilt, bei aller Überforderung, gesunder Menschenverstand und Differenziertheit.