Ich (78) bin seit vielen Jahren verwitwet. Weil mir Sex schon immer wichtig war, gehe ich ab und zu zu einer Prostituierten, obwohl ich nach einer Prostataoperation keinen Orgasmus mehr haben kann. Das schaffe ich nur, wenn ich mich selbst mit einem Vibrator stimuliere. Ich geniesse einfach den Körperkontakt. Bekanntlich ist Sex der Gesundheit förderlich. Meine Frage ist: Werden die Glückshormone auch ohne Orgasmus ausgeschüttet? Erich
Lieber Erich
Hormone und ihre Wirkung sind ein komplexes Gebiet. Entsprechend verwenden Wissenschaftler und die Bevölkerung meist starke Vereinfachungen, wenn über dieses Thema gesprochen wird. Das hilft, um sich grundsätzlich etwas unter den entsprechenden Prozessen vorstellen zu können. Oft gehen die Vereinfachungen aber so weit, dass die Konzepte schlicht falsch sind.
So ist bereits die Bezeichnung Glückshormone extrem vage. Man wirft mit diesem Konzept Botenstoffe in einen Topf, die extrem viele Aufgaben haben.
Definitiv falsch wäre die Idee, dass diese Botenstoffe beim Sex in einem On-off-System ausgeschüttet werden, abhängig davon, ob die Person einen Orgasmus hat oder nicht. Denn Sexualität besteht aus einer Fülle von Reizen, und mit jedem Reiz sind im Körper bestimmte Reaktionen verbunden.
Betrachte die Situation pragmatisch: Offenbar kannst du klar sagen, dass dir diese Begegnungen guttun. Wenn du dich zusätzlich als Freier rundum verantwortungsvoll verhältst, dann reicht das, und es braucht keinen biologischen Beleg als Rechtfertigung für einen Besuch.
Sprich mit deiner Sexworkerin darüber, was du brauchst, um das Erlebnis geniessen zu können. Sie wird auf deine Wünsche eingehen, und es spricht prinzipiell nichts dagegen, einen Vibrator mitzubringen und zu verwenden, wenn du nur so kommen kannst und du das nicht missen möchtest.
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