Mein Mann (30) und ich (28) sind seit fast zehn Jahren zusammen. Ich liebe ihn, aber der Sex ist schlecht. Mein Mann hat keine Ausdauer und weiss nicht, wie er mich anfassen muss. Er kommt nie auf die Idee, mich oral zu befriedigen. Obwohl ich keine Lust mehr habe, schlafe ich mit ihm, damit ich mir sein Gemaule nicht anhören muss. Weil ich ihn nicht verletzen möchte, kann ich ihm nicht sagen, was für eine Niete er im Bett ist. Ich bin 28 und habe seit neun Jahren schlechten Sex – das kanns doch nicht gewesen sein. Noëmie
Liebe Noëmie
Nimm es mir nicht übel, aber euer Problem scheint weit tiefer zu liegen als nur in schlechtem Sex. Deine Zuschrift quillt förmlich über vor Frust. Das ist verständlich. Denn neun Jahre sind eine lange Zeit, wenn Wünsche unerfüllt bleiben und sich die Enttäuschungen zu einem immer grösseren Berg anhäufen.
Was nicht verständlich ist, ist der abschätzige Ton, mit dem du die Situation und vor allem auch deinen Mann beschreibst: «keine Ausdauer», «kommt nie auf die Idee», «damit ich mir sein Gemaule nicht anhören muss», «Niete im Bett». Spricht man so über ein Problem, das man mit einer Person hat, die man liebt?
Möglich, dass du einfach Dampf ablassen musstest und dass du aus purer Verzweiflung etwas heftiger warst, als du wolltest. Aber nimm diesen Ausbruch als Signal, dass ihr wohl nur mit professioneller Hilfe weiterkommt.
Es ist wichtig, dass ihr einerseits alle Veränderungsmöglichkeiten prüft, aber auch dass ihr realistisch bleibt. Denn wenn ich dich richtig verstehe, war dein Mann nie der Traumlover, den du dir wünschst. Nun kann man zwar vieles lernen, aber wenn dieses Lernen mit Erwartungen überfrachtet ist und die Ziele übermenschlich sind, klemmt dies Fortschritt oft erst recht ab. Ein Profi hilft, dass Frust nicht ausufert und keine Verletzungen passieren.