Seit mein Freund (30) vor zwei Jahren eine Depression hatte, ist unser Sexleben fast inexistent. Er will nur alle drei Monate, was mir viel zu wenig ist. Er sagt, er habe einfach keine Lust. Ich habe mich informiert und gelesen, dass man einfach mehr Sex haben soll, damit die Lust wieder kommt. Aber mein Freund will sich nicht darauf einlassen, und wir streiten öfters deshalb. Sara
Liebe Sara
Sex als Lustförderung zu verschreiben, macht nur dann Sinn, wenn beide diese Massnahme spielerisch annehmen können. Ist sie blosser Zwang, lässt sie Sex als mühsame Pflicht dastehen.
Eine Depression kann eine tiefe Wunde in einem Leben aufreissen. Es braucht Zeit, bis diese verheilt ist, und es gibt keine Garantie, dass nachher alles wieder weitergeht wie vorher. Manchmal erweist sich das als positiv, weil jemand seine Prioritäten ändern und neues Glück finden kann. Manchmal findet man auch mit der positivsten Einstellung nur Schwachpunkte.
Für Angehörige ist eine Krankheit ebenfalls ein schwerer Test. Sie verlieren zu gewissen Teilen die geliebte Person, und es wird automatisch erwartet, dass sie zurückstecken. Die Balance zu finden zwischen Stützen, Warten, Verändern und Akzeptieren ist oft schwer.
Weisst du, ob dein Freund noch immer Medikamente nehmen muss? Gewisse Antidepressiva können sich dämpfend auf die Lust auswirken. Falls dein Freund ein entsprechendes Präparat nimmt, könnt ihr euch mit seinem Arzt austauschen, ob allenfalls ein Wechsel möglich und sinnvoll ist.
Falls ihr im Bereich der Medikation keine Änderung machen könnt oder wollt, solltet ihr diskutieren, welche Zärtlichkeiten dein Freund sich sonst in eurem Alltag wieder vorstellen kann. So kann er den Körper nach einer langen Pause wieder als Quelle von Lust erleben, ohne dass er sofort als aktiver Liebhaber präsent sein muss.