Mein Freund (31) und ich (25) sind seit ein paar Monaten zusammen. Eigentlich bin ich glücklich mit ihm, aber seit ein paar Wochen bekomme ich immer weniger Zuneigung. Er möchte keinen Sex mehr, tagsüber höre ich kaum mehr was von ihm, und wenn, dann hält er den Kontakt kurz und knapp. Sogar den Begrüssungskuss muss ich meistens explizit ansprechen, damit ich einen bekomme. Wenn ich ihn frage was los ist, dann ist seine Antwort immer «nichts, alles o.k.». Christina
Liebe Christina
Es ist immer heikel, die Anfangsphase einer Beziehung als Massstab dafür zu nehmen, wie viel Zuneigung und Leidenschaft später im normalen Beziehungsalltag ausgetauscht werden soll. Der Rückzug deines Freundes ist allerdings so deutlich, dass es naiv wäre, einfach wegzuschauen.
Widersteh der Versuchung, nachzubohren, was denn das Problem sei. Lege den Fokus stattdessen auf deine Situation und dein Erleben. Sag deinem Freund, dass du Zuneigung und Körperlichkeiten vermisst. Erkundige dich, ob euer Alltag diesbezüglich seinen Vorstellungen entspricht. Eure Beziehung dauert noch nicht sehr lange und vielleicht hat dein Freund einfach andere Bedürfnisse.
Stellt sich dein Freund auf den Standpunkt, dass er eure Beziehung angenehm findet, so wie sie jetzt ist, musst du dich ehrlich fragen, ob ihr kompatibel seid. Das heisst nicht, dass du sofort Schluss machen sollst. Aber Paare, die unterschiedliche Bedürfnisse zwar früh in der Beziehung erkennen, aber ignorieren, zahlen später oft teuer für dieses Beschönigen, weil sie sich auf einen langen Kampf von Verzicht und Zerren am anderen einlassen.
Mach am Ende eures Gesprächs nochmals deutlich, dass du immer ein offenes Ohr hast, falls deinen Freund Sorgen plagen. So weiss er, dass du für ihn da bist, sollte ihn trotzdem etwas belasten, dass die Distanz auslöst.