Mein Partner (48) und ich (35) führen seit knapp vier Jahren eine Fernbeziehung über grosse Distanz. Weil wir beide Kinder aus früheren Beziehungen haben, pendeln wir zum Wohl der Kinder. Seine Familie wünscht sich aber, dass ich zu ihm ziehe und Haushalt und Kinder organisiere. Die Situation wird immer belastender. Wir haben so wenig Zeit für uns! Mein Partner steht zu mir und hat sich sogar mit mir verlobt, aber ich bin beim Druck der Familie nicht so entspannt. Sylvia
Liebe Sylvia
Zugegeben: Mit Unterstützung aus dem Umfeld geht vieles leichter. Trotzdem stellt sich die Frage, ob euer Alltag wirklich viel anders und erfüllender wäre, wenn die Familie deines Freundes eine andere Einstellung hätte. Die Distanz wäre nämlich noch immer gross, und auch mehr Zeit hättet ihr nicht.
Du siehst im Wunsch dieser Familie, dass du in ihre Region ziehst, vor allem eine Forderung nach einer Haushaltshilfe, was natürlich keine sehr schmeichelhafte Position ist. Eigentlich möchten sie das Gleiche wie du: ein entspanntes Familien- und Beziehungsleben, in dem gemeinsame Zeit nicht krampfhaft zusammengekratzt werden muss. Dass das aus ihrer Sicht in ihrer Nähe passieren soll, ist einfach nur menschlich.
Eine Entlastung kann nur aus einer echten Veränderung kommen. Denn in der aktuellen Konstellation geht dir offensichtlich langsam die Puste aus. Diese Veränderung wird gleichzeitig bedeuten, dass einige Familienmitglieder noch mehr verzichten müssen. Ihr könnt nun mal nicht überall sein. Auch dann nicht, wenn auf eurer Partnerschaft das Etikett Ehe klebt. Die Verlobung ist eine hübsche Geste, sie ändert aber nicht wirklich etwas. Eine simple Empfehlung, für welche Familie die Distanz schrumpfen und für welche sie wachsen soll, gibt es nicht.