Ich (29) bin mit einer Frau (28) zusammen, die ich nicht liebe. Wir haben eine super Beziehung, sind ein tolles Team, und wir nerven uns nie, auch wenn wir lange beieinander sind. Aber ich habe keine Schmetterlinge. Bei meiner Ex, die mich verlassen hat, war das anders. Da kribbelt es noch heute, wenn ich an sie denke. Andererseits ist es ohne starke Liebe auch angenehmer, man ist weniger abgelenkt. Wenn meine Freundin von meinen fehlenden Gefühlen wüsste, wäre alles aus. Braucht es Liebe für eine Beziehung? Markus
Lieber Markus
In diesem Moment würdest du hundert Personen finden, die mit Handkuss eine Beziehung annehmen würden, in der die leidenschaftliche Liebe fehlt. Du könntest aber auch hundert Leute finden, die genau deshalb ihre Partner verlassen. Die Frage ist also einerseits, was du willst, und andererseits, was du deiner Freundin zumuten magst.
Die Basis von gemeinsamem Glück ist eigenes Glück. Du musst also primär schauen, dass es für dich stimmt. Bei allem Lob für euren reibungslosen Beziehungsalltag klingst du nicht wirklich überzeugt, dass das für dich reicht.
Durch deine vorgegaukelte Liebe oder besser durch die verschwiegene fehlende Liebe baut eure Beziehung zudem auf einer Lüge auf. Willst du das wirklich durchziehen und diese Verantwortung tragen? Vielleicht hast du auch bereits entschieden und einfach Angst vor dem nächsten Schritt. Nicht nur dass du jemandem wehtun würdest, der nichts falsch gemacht hat und der diese Verletzung nicht verdient hat. Auch du müsstest die Schutzzone eurer Harmonie verlassen und dich dabei der Möglichkeit stellen, dass du deine Ex nicht wirklich überwunden hast.
Wer liebt, macht sich verwundbar. Das hast du schmerzlich erlebt. Verletzlichkeit ist der Einsatz, den alle Liebenden leisten müssen, wenn sie in diesem Spiel mitspielen wollen.