Ich (23) habe an einer Party eine Frau kennengelernt, die erzählt hat, sie sei asexuell. Mich beschäftigt das sehr, weil ich mich auch schon gefragt habe, ob ich das bin. Ich hatte zwar schon mit mehreren Männern Sex, fand es aber nichts Besonderes. Auch auf Selbstbefriedigung kann ich gut verzichten. Kann es sein, dass ich asexuell bin? Lena
Liebe Lena
Ich ermuntere Menschen jeweils, sich nicht in Schubladen stecken zu lassen. Wir Menschen versehen Dinge nämlich gerne mit einem Etikett, um im chaotischen Alltag Ordnung zu schaffen. Solche Labels können aber auch einschränken. Es ist zwar verständlich, dass du für deinen Bezug zu Sexualität gern einen Namen hättest. Wie weit das dann deinen Alltag verändern und prägen würde, ist aber eine andere Frage.
Diese Frau zu treffen hat dir offensichtlich gut getan. Ein Gefühl oder Weltbild, mit dem du vorher allein warst, hat an diesem Abend ein Gesicht bekommen. Dass es etwas wie Asexualität geben könnte, wurde von Profis und Laien lange ausgeblendet. Dabei sind sich die Experten heute noch immer uneins, ob Asexualität einfach eine mögliche – wenn auch seltene – sexuelle Orientierung ist, oder ob man das Phänomen aus einem anderen Blickwinkel betrachten sollte.
Jetzt geht es darum, dass du herausfindest, wie du Sexualität und Körperlichkeit in deinen Alltag integrieren willst – oder eben nicht. Die Bedürfnisse und Wünsche von Menschen, die sich selbst als asexuell verstehen, sind sehr verschieden. Manche mögen beispielsweise nicht-sexuelle Körperlichkeit, andere nicht. Einige pflegen Selbstbefriedigung, andere nicht.
Vielleicht hilft es dir, dich im Netz mit anderen auszutuaschen, die ähnlich fühlen. Aber vergiss dabei nicht, dass du die Spielregeln für dein Glück selbst aufstellst und sie immer wieder hinterfragen darfst und sollst.