Mein Mann (46) und ich (40) sind über zehn Jahre verheiratet, und wir haben Kinder. Wir sind extrem verschieden, früher dachten wir, dass wir uns deshalb perfekt ergänzen. Seit langer Zeit ist er allerdings sehr abwertend zu mir. Er arbeitet viel zu viel und ist abweisend. Ich bin nur noch für das Haus und die Familie zuständig, statt gemeinsamem Sex schaut er abends Pornos. Wenn ich etwas sage, sagt er, es liege an mir. Ich sei wie ein Kind und wolle viel zu viel. Stimmt das wirklich? Bin ich allein schuld? Ich habe alles aufgegeben für ihn. Ich gehe kaputt in diesem Leben und kann nicht länger schweigen. Belinda
Liebe Belinda
Alltagsstress ist einer der grössten Beziehungskiller, weil er schleichend Distanz schafft. Zeitdruck und Routinen sorgen dafür, dass viele Paare an einem Lebensmodell kleben, auf das sie sich vor langer Zeit mehr oder weniger bewusst geeinigt haben, statt immer wieder neu zu schauen, ob es beiden mit dem gelebten Leben überhaupt noch gut geht.
Je mehr Not und Unzufriedenheit steigen, desto weniger können und wollen sich die meisten Menschen dann auf die Idee einlassen, dass für einen unglücklichen Paaralltag schlussendlich beide verantwortlich sind.
Du und dein Mann werden dann weiterkommen, wenn ihr beide bereit seid, die Schuldfrage in Bezug auf euer Unglück radikal zu kippen. Denn Schuld zielt auf Vergangenes. Was ihr jetzt braucht, ist der Wille, Verantwortung für eure Beziehung zu übernehmen. Denn Verantwortung beinhaltet, dass man sich um das Jetzt kümmert und so die Basis für eine Zukunft schafft.
Stellt euch knallhart die Frage, ob ihr diese Beziehung wollt und ob ihr bereit seid, euch für euer Glück einzusetzen. Tut ihr das, ist es erst Zeit für eine Beratung und dann für Veränderungen. Und die werden beide betreffen, nie nur einen von euch.
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