Fux über Sex
«Auch Frauen zeigen ihr Geschlecht!»

Publiziert: 23.05.2016 um 10:12 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 19:13 Uhr
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Caroline Fux
Caroline FuxBlick-Sexologin

Kürzlich hat hier eine Frau gefragt, warum Männer Penis-Selfies verschicken. Ich (67) weiss es nicht, aber ich muss betonen, dass sich auch Frauen total entblössend präsentieren und demonstrativ ihr Geschlecht zeigen! Das passiert auf den Plattformen, auf denen ich aktiv bin, extrem oft. Ich bin nach einer schwierigen Beziehung, in der ich immer zurückgewiesen wurde, zur Zeit auf einigen Plattformen für Sexbekanntschaften aktiv, wobei es sich bei den meisten um Bezahlangebote handelt. Ich möchte keine feste Beziehung, aber dennoch eine normale Bekanntschaft. Ist es nicht möglich, in der heutigen Zeit so etwas zu finden? Martin

Lieber Martin

Dein Vergleich hinkt, wenn du pornographische Bilder, die auf Bezahlsexseiten verschickt werden, mit solchen gleichstellst, die unaufgefordert in einem privaten Kontext versendet werden. Dies völlig unabhängig vom Geschlecht der versendenden Person. 

Es ist legitim, dass du Niveau und einen respektvollen Umgang erwartest. Gleichzeitig ist es wichtig, dass du realistisch bleibst, wo du was erwarten darfst. Wenn du dich auf Bezahlsexplattformen anmeldest, dann musst du damit rechnen, mit einer offensiven Erotik konfrontiert zu werden. Sonst bist du ein bisschen wie der Gast, der in eine Burgerbude geht und sich dann verblüfft und genervt beschwert, dass es dort nur Fast Food gibt.

Viele Sexworkerinnen sind herzliche, kultivierte Menschen, die einen Austausch mit Niveau geniessen und sexuellem Geprotze vorziehen. Auch viele Freier wünschen sich nicht einfach einen Ausflug ins Pornoland, in dem die Frau nur billiges Objekt ist und weder Respekt noch ein nettes Wort erhält. Das ändert aber nichts daran, dass es für die Mehrheit der Kunden eine Priorität ist, dass es beim Bezahlsex schnell zur Sache geht und zwar ohne einen langen, tiefgründigen Austausch. Die meisten Freier schätzen dabei auch explizit eine pornographische Optik.

Gehe gezielt vor, wenn du nach einem Erotikkontakt suchst. Melde dich nur auf Plattformen an, deren Angebot und Niveau dich auch ansprechen und deren Geschäftsbedingungen du sorgfältig studiert hast. Oft hat ein gehobenes Niveau ganz einfach auch einen gehobenen Preis. 

Bezahlsex, bei dem das Zwischenmenschliche einen grossen Stellenwert hat und es nicht einfach zack-zack zum Sex geht, wird manchmal als «Girlfriend Experience» angeboten, was ungefähr so viel bedeutet wie «Sex wie mit einer echten Freundin». Aber auch dort geht es ums Geschäft, und trotz aller Umsicht wirst du damit rechnen müssen, dass du auch mit pornographischem Spam konfrontiert wirst.

Vermutlich am wichtigsten ist, dass du nicht das Bewusstsein dafür verlierst, in welchem Milieu du dich bewegst und dass du auf Bezahlsexseiten eine Dienstleistung und keine Beziehung oder Freundschaft kaufen kannst. Wenn du eigentlich eine «normale» liebevolle Beziehung suchst, in der du einfach Sex und Unverbindlichkeit durch Geld erkaufen kannst, dann steigt die Chance, dass du viel zu naiv in diese Geschäftsbeziehungen eintauchst und dich früher oder später in eine Sexworkerin verliebst. Und dann wird es auf der emotionalen Ebene erst richtig kompliziert, was du ja eigentlich vermeiden wolltest.

Frag dich also ehrlich, was du genau willst und mit was für Herausforderungen du umgehen kannst. Bezahlsex ist nichts für Leute, die eigentlich eine echte Beziehung wollen, sich aber durch Geld vor Tiefe und emotionalen Verletzungen schützen oder Enttäuschungen aus früheren Beziehungen lindern wollen. Stecken solche Sehnsüchte hinter deiner Situation, solltest du von Bezahlsex lieber die Finger lassen.

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