Wir leben, was Gleichberechtigung anbelangt, in einer sehr seltsamen Zeit. Noch immer vertreten politische und kirchliche Kreise ein antiquiertes Familienbild, das die Frau an den Herd bindet und den Mann in die Ernährerrolle drängt. Noch immer gelten selbstbewusste Frauen als «zickig» oder als «nuttig». Noch immer verdienen sie für die gleiche Arbeit oft weniger als ihre männlichen Kollegen. Noch immer geistert die ekelhafte Idee herum, Vergewaltigung sei irgendwie die logische Folge auf allzu aufreizendes weibliches Verhalten, während ein Donald Trump trotz zahlreicher Strafverfahren wegen sexueller Belästigung zum Präsidenten der USA gewählt worden ist. Und «schwul» ist noch immer ein Schimpfwort. Man könnte meinen, es sei 1967.
Gleichzeitig glauben viele Frauen, es sei besonders feministisch, Männer zu verachten, und rächen sich für das Ende ihrer Beziehung, selbst wenn sie es selbst verursacht haben, indem sie ihren Scheidungsanwalt beauftragen, «das Maximum herauszuholen», wie oft zu hören ist. Und obwohl die häufigsten Empfänger von Sozialhilfe alleinerziehende Mütter sind, so kennt doch jeder ein, zwei Fälle von Männern, die ihrer Ex-Frau viele Tausend Franken pro Monat überweisen, um dieser den früheren Lebensstandard zu sichern, während sie diesbezüglich erhebliche Abstriche machen müssen und ihre Kinder nur noch selten sehen. Das ist die andere Seite der verirrten Gleichberechtigung: Männer auf jeder Ebene zu ruinieren.
Grundsätzlich hat Ihr Ex-Mann recht – es ist nicht emanzipiert und erwachsen, sein Leben von jemandem finanzieren zu lassen. Dass Sie aber, obwohl Sie getrennt sind, noch immer darüber diskutieren, zeigt, dass Sie einen tieferliegenden Konflikt nicht aufgelöst haben. Anstatt über Geld reden Sie vielleicht besser mal miteinander über Ihre Gefühle?