Das Problem mit Stress besteht nicht darin, dessen Ursachen zu erkennen, denn diese liegen eigentlich immer auf der Hand: unglückliche Beziehung, psychisch belastende Arbeitsatmosphäre, traumatische Erfahrungen in der jüngeren Vergangenheit oder der Kindheit, unerfüllte Bedürfnisse aller Art. Man weiss meist ziemlich genau, was einen stresst.
Ebenso genau weiss man, was dagegen zu tun wäre: Trennung, Kündigung, Therapie, genereller Aufbruch. Doch der Mensch ist üblicherweise weder besonders veränderungsfreudig noch besonders mutig. Lieber erfindet er immer neue Ausreden, warum der aktuelle Moment für eine Veränderung der Situation leider fürchterlich ungünstig sei. Eine der beliebtesten besteht darin, auf die fehlende nötige Kraft zu verweisen – was reichlich unsinnig ist, wenn man bedenkt, dass der Kräfteschwund ja ebendieser Situation geschuldet ist.
Viele Menschen scheinen sich nur spüren zu können, wenn sie richtig leiden. Was zur Folge hat, dass sie nach immer neuen Wegen suchen, Drama zu erleben. Dafür eignen sich die bereits erwähnten unglücklichen Beziehungen und belastenden Arbeitsstellen natürlich bestens – indem man simplerweise nichts daran ändert und sich immer wieder einredet, wie schwierig es sei, etwas daran zu ändern.
Bevor Sie sich also fragen, was Sie gegen Ihren Stress tun können, sollten Sie herausfinden, inwiefern Sie bisher davon profitiert haben: Welche Opfer- oder Märtyrerrolle bestätigt sich dadurch? Was glauben Sie, beweisen zu müssen? Wem? Warum? Was glauben Sie überhaupt bezüglich dem Glück und sich selbst?
Entscheiden Sie dann, welche andere Rollen und Überzeugungen für Sie passender sind. Und dann tun Sie, was getan werden muss: Brechen Sie auf und lassen Sie alles zurück, was Ihnen nicht guttut.
Der Zürcher Schriftsteller Thomas Meyer beobachtet seine Mitmenschen seit nunmehr 42 Jahren. Das ist denen nicht immer recht. Leser fragen, Thomas Meyer antwortet Leser fragen, Thomas Meyer antwortet Leser fragen, Thomas Meyer antwortet Leser fragen, Thomas Meyer antwortet