Befürworter der Todesstrafe werden mit diesem Kölner «Tatort» so einige Mühe haben - und Gegner auch. Die Folge verhandelt unter anderem die Frage, ob ein Mord schlimmer ist als ein anderer, also: Ist das brutale, grauenvolle Zu-Tode-Prügeln eines Polizisten schlimmer, als jemanden kaltblütig zu erschiessen? Und hat einer, der Schlimmes tut, verdient, dass man ihm das Gleiche antut?
Es sind grosse Fragen, die der «Tatort» sich hier aufbürdet, und so erstaunt es auch nicht, dass er sie nicht abschliessend beantworten kann. Wenn Ballauf in der letzten Szene einen Mörder oder eine Mörderin erschiesst, die wiederum eine Mörderin erschiessen will, verwischen sich die moralischen Grenzen auch für den Zuschauer. Wer hat es jetzt mehr «verdient», zu sterben, fragt man sich unweigerlich - und fühlt sich unangenehm berührt dabei.
Da verzeiht man auch die eine oder andere Schwäche. Den stets nervigen neuen Assistenten Jütte etwa, der noch immer kaum arbeitet und darüber hinaus seit der fünften Folge kein nennenswertes Profil hat - und mit einer viel zu milden Rüge wegen seiner Befürwortung von Meucheljustiz wegkommt. Oder den Schweizer Schauspieler Max Simonischek, der den Lebenspartner des ermordeten Polizisten mit einer Intensität zwischen beleidigter Leber- wurst, latenter Aggression und Jammerlappen spielt, dass sich einem die Haare sträuben. Nicht im guten Sinne. Vielleicht ist das aber einfach eine persönliche Antipathie, ich konnte dem Mann schon kaum zusehen, als er neulich im Kino den Zwingli gegeben hat. l
Tatort: «Kaputt», Pfingstmontag, 20.05 Uhr, SRF 1
Rating: Dreieinhalb von fünf