Krimikolumne
Wenn Mörder Mörder morden

Grosse Fragen, starke Geschichte, einige (wenige) Schwächen.
Publiziert: 08.06.2019 um 15:08 Uhr
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Freddy Schenk (Dietmar Bär, l.) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt, r.) an der Gedenkstätte eines Streifenpolizisten, der brutal zu Tode geprügelt wurde.
Foto: WDR/Thomas Kost
Silvia Tschui

Befürworter der Todesstrafe ­werden mit diesem Kölner «Tatort» so einige Mühe haben - und ­Gegner auch. Die Folge verhandelt ­unter anderem die Frage, ob ein Mord schlimmer ist als ein anderer, also: Ist das brutale, grauenvolle Zu-Tode-Prügeln eines Polizisten schlimmer, als jemanden kaltblütig zu erschiessen? Und hat einer, der Schlimmes tut, verdient, dass man ihm das Gleiche antut?

Es sind grosse Fragen, die der ­«Tatort» sich hier aufbürdet, und so erstaunt es auch nicht, dass er sie nicht abschliessend beantworten kann. Wenn Ballauf in der ­letzten Szene einen Mörder oder eine Mörderin erschiesst, die ­wiederum eine Mörderin erschiessen will, verwischen sich die moralischen Grenzen auch für den ­Zuschauer. Wer hat es jetzt mehr «verdient», zu sterben, fragt man sich unweigerlich - und fühlt sich unangenehm berührt dabei.

Da verzeiht man auch die eine oder andere Schwäche. Den stets nervigen neuen Assistenten Jütte etwa, der noch immer kaum ar­beitet und darüber hinaus seit der fünften Folge kein ­nennenswertes Profil hat - und mit einer viel zu milden Rüge ­wegen seiner Befürwortung von Meucheljustiz ­wegkommt. Oder den Schweizer Schauspieler Max ­Simonischek, der den ­Lebenspartner des ermordeten Polizisten mit einer Inten­si­tät ­zwischen beleidigter Leber- wurst, latenter Aggression und Jammerlappen spielt, dass sich ­einem die Haare sträuben. Nicht im ­guten Sinne. Vielleicht ist das aber einfach eine persönliche Antipathie, ich konnte dem Mann schon kaum zusehen, als er neulich im Kino den Zwingli gegeben hat. l

Tatort: «Kaputt», Pfingstmontag, 20.05 Uhr, SRF 1
Rating: Dreieinhalb von fünf

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