Foto: ARD Degeto/ORF/Graf Film/Helga R

Krimikolumne «Tatort»
Abgrund im Paradies

Im Wiener respektive Kärtner «Tatort»: «Baum fällt» verschlägt es Eisner und Fellner in die nur vordergründig schöne Provinz.
Publiziert: 23.11.2019 um 13:13 Uhr
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Aktualisiert: 06.07.2020 um 13:20 Uhr
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Autorin Silvia Tschui fand diesen «Tatort» super.
Foto: Simone Pengel
Silvia Tschui

Eigentlich braucht es weder Sex-Exzesse noch Gewalt noch Blut, es braucht keine Spezialeffekte und kein Geschrei, damit einen eine Krimifolge richtig reinzieht. Es braucht bloss das gut erzählte Aufeinanderprallen von Hoffnungen, Enttäuschungen und vielleicht den einen oder anderen ungünstigen Umstand, dass einen auch eine leise erzählte Geschichte packt und nicht mehr loslässt.

Das hier ist so eine Geschichte. Eisner und Fellner müssen zähneknirschend in die Provinz – wobei die Gründe für das Zähnegeknirsche nicht ganz klar werden: Im wunderschönen Kärnten würde ich allemal gern Ferien machen.

Provinzkönige und ihre Lakaien

Die idyllische Kulisse trügt aber: Ein einziges Unternehmen prägt das schöne Mölltal: ein Holzfachbetrieb, der fast der einzige Arbeitgeber in der Region ist. Wie der King auf dem Häfeliring führt sich denn auch der Juniorchef aus – sein plötzliches Verschwinden führt dazu, dass Eisner und Fellner auftauchen.

Eisner trifft auf seinen alten Kollegen Alois Feinig (grandioses Understatement: Karl Fischer) und freut sich über das Wiedererwachen der Freundschaft. Die Bibi lässt sich nicht ganz so leicht einwickeln – beide müssen, als schliesslich nur noch ein Schulterprothesen-Gelenk des Juniorchefs auftaucht, ein Geflecht aus enttäuschten Lebenshoffnungen, finanziellen Abhängigkeiten und wirtschaftlichen Tatsachen entdröseln. Und als Zuschauer liegen zum Schluss die Sympathien klar auf der Täterseite.

Unaufgeregt, dafür umso steter schraubt sich die Geschichte hoch – und lässt einen Tage später noch nicht los. Grandios erzählt, grandios gespielt, Chapeau.

Tatort «Baum fällt», 20.05, SRF 2
Wertung: Fünf von fünf.

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