Es kann bei jedem Schritt passieren. Wer über den Steinboden des Louvre Abu Dhabi wandelt, für den öffnet sich die riesige Kuppel in unregelmässigen Abständen. Gleissende Sonnenstrahlen schiessen dann durch die von Stararchitekt Jean Nouvel erdachte Dachkonstruktion auf den Besucher. Mit dem Louvre Abu Dhabi eröffnet am Samstag, 11. November, das erste universelle Museum der arabischen Welt. Es hat sich nichts Geringeres zum Ziel gesetzt, als die Geschichte der Menschheit neu zu erzählen.
Kunst-Hostpot des Orients
Der Louvre Abu Dhabi hat es sich zur Aufgabe gemacht, Gemeinsamkeiten zwischen den Kulturen zu betonen und die Menschheit in der globalisierten Welt als ein Produkt von vielen Einflüssen darzustellen. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die Inszenierung der arabischen Kunst als Teil der weltweiten Kulturlandschaft.
Der moderne, weltoffene Ansatz des Louvre Abu Dhabi soll ein arabisches Land präsentieren, das - trotz sehr autoritärer Herrschaft - auf Toleranz setzt und sich dabei gegen radikale Ideen richtet. Doch ist in dem Kunstpalast bei weitem nicht alles erlaubt, was im Westen normal wäre. Nacktheit ist zwar kein absolutes Tabu, aber doch ein heikles Thema. Die französischen Partner sind zurückhaltend, um auf die muslimischen Wertvorstellungen Rücksicht zu nehmen.
Besser als Frankreich
Frankreich lässt sich seinen Weltruf teuer bezahlen: Rund eine Milliarde Euro blecht das Emirat für Expertise, Leihgaben und vor allem den Namen «Louvre», den das Museum für eine Dauer von rund 30 Jahren tragen darf. Dafür kommen zu der in den vergangenen Jahren zusammengekauften Sammlung jährlich 300 Ausleihen verschiedener Pariser Museen - neben dem Louvre zum Beispiel die Museen Orsay, Rodin und das Centre Pompidou. Deshalb sind dieser Tage auch Da Vinci und Van Gogh in der Wüste zu sehen. Sie warten mit Hunderten weiteren Ausstellungsstücken, darunter Ai Weiweis «Brunnen des Lichts», unter Jean Nouvels Kuppel.