Es gibt viele Momente im Leben, in denen Freundschaften bedroht sind. Schulwechsel, Umzug in eine andere Stadt, unüberwindbare Konflikte, Partnerschaften. Hat man diese Gefahren alle überstanden, hat die Bindung wahre Stärke gezeigt. Dann ist das Einzige, wovor man sich noch zu fürchten braucht: ein Baby!
Früher hat man mit der Freundin darüber gequatscht, wie es wohl wäre mit Kind. Dann, wie es wohl wird mit Kind. Und plötzlich ist es da, das Kind. Eine Freundin ist immer die Erste. Dann folgen alle. Und eine ist immer die Letzte mit dem Kinderkriegen. Diese versucht dafür, genau zu beobachten und für sich zu bestimmen, wie sie es dereinst machen wird. Ist ja auch einfach – so ganz ohne. Schwierig hingegen sind die neuen, komplett diametralen Welten, die aufeinandertreffen. Natürlich will man als Freundin alles wissen («Kotzt du? Magst du noch aus dem Haus? Sprichst du mit dem Baby?»). Ist es dann da, muss man gar nichts mehr wissen wollen, es wird einem eh erzählt.
Und dieses Erzählen ist eben neu. Anders. Wenn man fragt, was es Neues gibt, heisst es: «Immer dasselbe. Wickeln, Stillen, Spazieren. Aber erzähl du!» Erst ziert man sich. Hat sie nicht andere Sorgen? Dann setzt man an. Erzählt schüchtern vom Arbeitskollegen, den man ein bisschen zu gut findet, von der Geschichte, an der man ist. Aber man kommt nicht weit. Schon beim ersten Satz merkt man, die Freundin hört überhaupt nicht zu. Sie ist in einer anderen Welt. Sie schaut ihr Baby an, wischt ihm den Mund ab, sagt: «Erzähl ruhig, ich hör dir schon zu.» Aber so will man nicht. Man kommt sich lächerlich vor. Vis-à-vis sitzt eine abgekämpfte Freundin, deren Leben sich gerade so radikal ändert. Man denkt, sie findet diese Männer-Geschichten jetzt lächerlich. Gleichzeitig merkt man, wie lächerlich sie wirklich sind. Nichts kann mit diesem neuen Leben, das da sitzt, konkurrieren.
Es schmerzt etwas, wenn man das Gefühl hat, nie wieder ungestört sprechen zu können und dass einem nie wieder aufmerksam zugehört wird. Und es ist auch verdammt egoistisch, ja. Das Gute ist: Die Babys werden älter – und wischen sich irgendwann den Mund selber ab.