Sie kommen angefahren, angerattert, angetrottinettet. Man hört sie von weitem und hofft, dass gleich ein Kind an einem vorbeirauscht. Aber in letzter Zeit stehen vermehrt Erwachsene auf dem Trottinett. Cityroller, Klapproller, Tretroller, Scooter oder wie auch immer dieses Gefährt genannt wird. Es gibt Distanzen, die sind zu Fuss grad etwas zu lange. Aber in den Bus zu steigen, macht auch keinen Sinn. Da schwang man sich bisher aufs Velo. Inzwischen wird auf dieses unsägliche Fortbewegungsmittel gesetzt, das eigentlich Kindern vorbehalten ist. Die Fahrer entscheiden sich für die Effizienz und treten den Stil dafür mit Füssen. Besonders befremdend ist der Anzugträger auf dem Trottinett. Erst wirft er sich in Schale und dann tritt er ungeschickt mit einem Bein nach dem Boden, um schneller in sein Meeting zu rasen. So viel Effizienz macht mich traurig. Man ist den ganzen Tag im Büro effizient – kann man davor und danach nicht wenigstens ineffizient sein?
Man kommt auch nicht daran vorbei, dass dieser erwachsene Mensch so wirkt, als ob er sein Spielzeug aus Kindertagen nicht mehr hergeben will. Längst rausgewachsen, längst genug Geld für ein anderes Fortbewegungsmittel, hängt er immer noch alten Tagen nach. Nein, der Vater hat das Teil nicht vom Sohn ausgeliehen. Mittlerweile gibt es sogar einen Travel Scooter: ein Handgepäck-Koffer mit integriertem Trottinett. Damit fährt man zur Bahn und im Flughafen zum Gate (ist das überhaupt erlaubt?). Es kann auch keine Rede sein von absichtlichem Stilbruch à la Sneakers zum Anzug, denn es sieht kläglich aus. Sportlich sein zu wollen, kann auch nicht als Begründung gelten. Könnten die Segways an allem schuld sein? Ihr Anblick ist jedes Mal so grotesk, dass es fast schon wieder lustig ist. Man spaziert durch eine unbekannte Stadt, und plötzlich kommt diese Freak-Kolonne angefahren. Mit Guide, Helm und Warnweste. Sie wissen, dass sie albern aussehen, und tun es trotzdem. Anzug-Trottinetter tun es alleine und viel schlimmer: Sie meinen es vollkommen ernst.
Aber ernsthaft ist das ein Geschenk fürs Göttikind. Oder für Jugendliche, die damit Kunststücke in der Halfpipe machen. Aber sogar da, weiss ich vom Hörensagen, werden die Tretroller und ihre Fahrer belächelt.