Fix zur Gesellschaft
Marlies Krämer, du Kunde!

In Deutschland verlangte eine Rentnerin, dass ihre Bank sie Kundin statt Kunde nennt. Das Gericht liess sie abblitzen. Autorin Alexandra Fitz hält nichts von geschlechtergerechter Sprache. Gleichberechtigung muss man anders vorantreiben.
Publiziert: 24.03.2018 um 09:18 Uhr
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Aktualisiert: 20.05.2019 um 09:30 Uhr
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Die 80-Jährige Marlies Krämer will Kundin und nicht Kunde genannt werden. Das Gericht sieht das anders.
Foto: imago/epd

Marlies Krämer nervt. Marlies Krämer ist eine Seniorin aus Deutschland, die vor Gericht zog, weil sie wollte, dass die Sparkasse (deutsche Bank) sie auf Formularen als Kundin anspricht. Und nicht als Kunde. Sie ärgert sich, dass stets männliche Formulierungen benutzt werden – neben Kunde etwa Einzahler und Kontoinhaber. Darin sieht Krämer eine Geringschätzung der Frauen und klagte durch die Instanzen, jedoch ohne Erfolg. Der Bundesgerichtshof liess Krämer abblitzen.

Alexandra Fitz, stv. Leiterin SonntagsBlick Magazin

Seit Jahrzehnten kämpft die 80-Jährige aus dem Saarland gegen die Benachteiligung der Frau in der Sprache, der «Schlüssel zur Gleichberechtigung», wie sie sagt. Klingt ganz nett. Aber ist das wirklich der Weg zur Gleichstellung von Mann und Frau? Ich weiss ja nicht, wie es Ihnen geht, liebe Frauen, aber ich fühle mich als Kunde angesprochen. Als Patient. Als Mitglied. Und damals auch als Student. Mir würde es gar nie in den Sinn kommen, dass ich nicht gemeint sein könnte. Ist so ein neutraler Begriff wie Kundschaft wirklich besser? Mich nervt es, wenn ich die weibliche und die männliche Variante schreiben muss, und das Binnen-I stört den Lesefluss. Ich glaube nicht, dass damit jemandem geholfen ist. Okay, doch, vielleicht Marlies Krämer.


Frau Krämer vergeudet ihre Zeit (von der sie viel zu ­haben scheint) mit Formulierungen und Formularen. Es braucht einen Wandel in der Gesellschaft. Das Problem liegt woanders: Frauen erhalten weniger Lohn. Frauen sind kaum in Führungspositionen. Für Frauen heisst es immer noch: Mutter oder Karriere? Mütter arbeiten Teilzeit, Väter kaum. Noch immer werden etwa in der Kindermode die Geschlechterklischees bedient. Das muss sich ändern. Sprache ist nicht der Anfang. Ich glaube, das sprachwissenschaftliche können wir getrost auslassen und gleich zum wichtigen Traktandum kommen.


Marlies Krämer hat sich etwas in den Kopf gesetzt. Sie hört nicht auf. Sie zieht auf jeden Fall vor das Bundesverfassungsgericht. Notfalls will sie die weibliche Formular-Sprache vor dem Europäischen Gerichtshof durchsetzen. Sie sagt: «Letztendlich macht mir das einfach Spass.» Na dann, viel Spass, du Kunde!

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