Kennen Sie das? Man kann nicht mehr ohne? Wenn man etwa das erste Mal eine Wohnung mit Geschirrspülmaschine mietet, will man nie mehr von Hand abwaschen. Oder man kann plötzlich nicht mehr mit. Etwa Kafi mit Milch. Die neue Gewohnheit verdrängt die alte, für die man nur noch ein Nasenrümpfen übrig hat. Das kann so weit gehen, dass man eine Anti-Haltung entwickelt. Wobei Milch und Spülmittel nicht gerade die besten Beispiele sind, die uns das Leben schwer machen. Aber das Rauchen etwa.
So werden ehemalige Raucher, die aufhören (bravo übrigens!), oft zu militanten Nicht-Rauchern. Und seit man hierzulande in Bars und Restaurants nicht mehr rauchen darf, reagieren auch tolerante Manchmal- und Nicht-Raucher mit einer dogmatischen Pingeligkeit. Ich darf das sagen, ich bin beides: Manchmal-Raucherin und pingelig! Und weil man nun seit Jahren gewohnt ist, rauchfrei auszugehen, stösst man derzeit in Österreich schon mal an seine Grenzen. Während in Deutschland die Kippen und in der Schweiz die Zigi in Lokalen längst nichts mehr verloren haben, halten die Nachbarn immer noch einen Tschick in der Hand. Die empfindlichen Gäste rauchen trotzdem draussen und bleiben da auch fast die ganze Zeit, weil sie den Qualm nicht ertragen. Zu Hause würden sie am liebsten draussen mit der Kleidung am Kleiderbügel hängen.
In Österreich wird derzeit ein Affentanz aufgeführt. Eigentlich sollte ab 1. Mai 2018 ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie gelten – doch nun ist alles anders. Die neue Regierung aus ÖVP und FPÖ will die Entscheidung zurücknehmen. In einer der letzten Raucher-Bastionen Europas tobt ein Kulturkampf. Die Ösis sind wieder mal die Letzten. Hoffentlich sind sie bald auch so weit. Wenn sie sich dann an die verrauchten Wirtshäuser zurückerinnern, fragen sie sich wie alle: Wie konnten wir Idioten das so lange aushalten? Ich darf das sagen, ich war Österreicherin. Und falls Sie in Österreich einen Kafi mit Milch bestellen, heisst das übrigens: «Herr Ober, eine Melange, bitte!»