Fix zur Gesellschaft
August 2019 hätte ich Zeit – passt das?

Freunde treffen ist toll. Aber es wird immer schwieriger, denn die Leut von heut sind alle im Freizeitstress. Unsere Autorin Alexandra Fitz plädiert für etwas mehr Planlosigkeit
Publiziert: 20.04.2018 um 14:33 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 15:35 Uhr
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Leistungsdruck in der Freizeit setzt uns genauso zu wie Stress bei der Arbeit.
Foto: Blick
Alexandra Fitz

Draussen schneit es, Weihnachten ist noch nicht lange überstanden. Drei Freundinnen sitzen bei einem Essen ­zusammen. Zwei zücken ihre Smartphones, eine ihren ­Kalender (ja, ein Druckerzeugnis). Sie suchen nach einem passenden Termin für ein nächstes Beisammensein. Nun ist es Mitte April, sie haben sich noch immer nicht getroffen. Und sie haben noch nicht einmal einen Termin. Die eine ist da im Urlaub, die andere hat dann schon abgemacht, ah ne, an dem Tag arbeitet die andere bestimmt länger.

Alexandra Fitz, stv. Leiterin SonntagsBlick Magazin
Foto: Thomas Meier

Für so einen Schlamassel gibt es ein passendes Wort: ­Freizeitstress. Wie kann sich bloss ein so positiv ­konnotiertes Wort mit einem so fürchterlichen paaren? Die Leute heute sind auf ­Wochen geblockt, nein, nicht im Job. Sondern in der freien Zeit drum herum, die nur vermeintlich frei ist. Weil sie sich so viel vornehmen, werden sie zu richtigen Freizeitmanagern. Man dealt also um Abende. Am schlimmsten sind die «Vielleicht-Typen» – sie sagen noch nicht ganz zu. Es könnte ja was Besseres kommen. Freizeitoptimierer also auch noch. Und weil einige oft Business mit Friendship verwechseln und sich das fleissige Agendabefüllen in den Privatbereich geschlichen hat, schicken einem Freunde neuerdings per Google-Kalender Luncheinladungen. ­Entschuldigen Sie ­bitte die Verwendung des Wortes Lunch. Mir zieht es auch jedes Mal alles zusammen. Aber was ich sagen will: Ich bin doch kein Meeting, Gopf!

Ist es so weit, hat man vielleicht gerade keine Lust auf Kino oder diese Person. Und diese Eigentlichs, die ­einen ständig begleiten: Eigentlich müsste ich zum Sport, eigentlich müsste ich mal wieder zu Tante Monika, eigentlich sollte ich früh ins Bett. Vom Gefühl, ständig etwas zu verpassen, gar nicht erst zu sprechen. Freizeit­forscher Horst W. Opaschowski kommt zum Schluss: Leistungsdruck in der Freizeit setzt uns genauso zu wie Stress bei der Arbeit. Für Freizeitstress aber kriegen wir keinen Lohn, und wir machen ihn uns auch noch selber. Das heisst Gott sei Dank aber auch, dass man es ändern kann. Die drei Freundinnen trafen sich übrigens ­letzte Woche. Erst zwei, und dann stiess plötzlich auch noch die dritte dazu. Ohne Termin, ganz ­spontan.

Ich plädiere für ein bisschen mehr Planlosigkeit!

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