Manchmal denke ich, meine Generation ist schon verdammt langweilig. Irgendwie alle bisschen gleich, alle ziemlich angepasst. Das Widersprüchliche daran: Jeder denkt, er sei individuell. Und weil sich jeder ach so einzigartig vorkommt, sagt ihm die Gemeinschaft eigentlich nichts. Solidarität? Hauptsache mir gehts gut. Protest? Lieber daheim Netflix. Und so fallen wir auch nicht auf. Und da sind wir bei der langweiligen Angepasstheit.
So überkommt es mich, wenn wir dieser Tage über die 68er-Generation sprechen. Es macht mich trübsinnig und ein wenig neidisch. Dass es Menschen gibt, die so hitzig und hemmungslos für etwas einstehen, kämpfen – und etwas bewegen. Wenigen Protesten fällt die Ehre zu, eine ganze Generation zu prägen. Und die folgenden dazu zu bringen, immer noch davon zu sprechen. Und dieses Woodstock! Man kann auf 100 Festivals gewesen sein und hat immer das Gefühl, das Hippie-Spektakel in amerikanischen Maisfeldern bleibt das Nonplusultra. Nie wird man so was erleben wie die Menschen im Jahr 1969. Bleiben nur Dokumentationen darüber.
Und wir so? Ja, man echauffiert sich quasi im Tagestakt über Trump. Nun die Proteste gegen die mächtige Waffenlobby in den USA. Ein Thema, das eventuell Potenzial hätte, eine ganze Generation all over aufzuscheuchen und nachhaltig zu prägen, ist «#MeToo». Doch während wir darüber diskutieren, was jetzt genau übergriffig ist, versickert die anfängliche Quelle der Wut und die vereinende Hoffnung bereits wieder. Eine Revolution also? Far away. Sind wir zu faul oder glauben wir schon genug erreicht zu haben? Klar, wir sind die Cracks des technischen Fortschritts. Smartphone, Künstliche Intelligenz, selbstfahrende Autos. Auch diese Entwicklungen beeinflussen die Gesellschaft. Aber das ist nicht etwas, das aus der Gemeinschaft entsteht und gemeinsam verbessert werden will. Was sagt man in 50 Jahren über diese Zeit? Haben wir dann auch etwas bewegt? Verändert? Oder wird die Zahl 68 im Jahr 2068 bloss wieder an die 68er-Generation erinnern?