Es ist zehn Uhr morgens, vor dem Club «DC10» herrscht reger Betrieb. Die meisten sind schon die ganze Nacht auf den Tanzbeinen – schlafen will hier keiner. Felipe (23) und Diego (22) aus Argentinien lieben das «DC10». «Hier geht richtig die Post ab.» Sie laden uns an eine After-Party in ihr Haus ein – wir lehnen dankend ab. Neben dem Eingang stehen ein paar Techno-Freaks, sie wippen mit ihrem Oberkörper auf und ab.
Seit knapp zwei Wochen ist das «DC10» wieder offen. Kurz nach Saison-Eröffnung Anfang Juni hatte die spanische Polizei zugeschlagen.
Die Bilanz: 450 Anklagen wegen Drogenbesitz, elf Partygäste landeten mit Drogenvergiftungen im Spital. Drei Clubs mussten zumachen – darunter auch das «DC10». Die «Guardia Civil» hat angeblich Beweise, dass die Clubbetreiber den Drogenkonsum der Gäste tolerieren.
Auch die BBC-Reportage «Ibiza Drugland» hat hier die wenigsten Party-Touristen überrascht. Wer Drogen will, kriegt sie an jeder Strassenecke. Die spanischen Behörden kämpfen schon lange gegen das Drogenproblem auf der Partyinsel – meist ohne Erfolg. Vor zwei Jahren ist sogar ein 27-jähriger Ire an einer Überdosis gestorben. In Ibizas Krankenhaus «Can Misses» herrscht im Sommer wegen der Drogenexzesse Hochbetrieb.
Der Arzt Carlos Rodriguez warnt vor allem vor den chemischen Drogen: «In Verbindung mit Alkohol können sie eine tödliche Wirkung erzielen. Wir haben täglich fünf bis sechs Personen mit Drogenvergiftungen – oft sind sie kaum ansprechbar.»
Viele denken, dass das einfach zu lösen wäre: mit einem Verbot der «24-Stunden-Partys». Diese gelten als Ursache für den Drogenkonsum. Ohne chemische Muntermacher hält den Partymarathon keiner durch.
Aber ob das wirklich hilft? Die Clubs auf Ibiza haben völlig unterschiedliche Öffnungszeiten. Wer feiern will, geht einfach ein Haus weiter. Falls dann doch einmal die Clubpforten schliessen – dann gibt es ja noch den Strand.
«Bora Bora» ist der schrillste und lauteste Partytempel am Meer. Damian (25) aus Lachen SZ kennt das «ibizianische» Lebensgefühl: «‹Bora Bora› ist und bleibt der In-Place auf Ibiza.»
An keinem anderen Strandabschnitt zelebriert sich das Partyvolk so schön wie hier: Die
einen tanzen, die anderen dösen und ein paar wenige schlafen ihren Rausch der letzten Nacht aus.
Auch heute ist die Stimmung ausgelassen: Jeder steckt mit jedem unter einer Decke – und nicht nur im übertragenen Sinn. Das internationale Partypeople tanzt hier, bis die Sonne untergeht. Dann schwärmt es wieder in die Clubs – und der Marathon beginnt von vorne.