Oft sind Tierheime ein deprimierender Ort. Ein Glück ist das Zürcher Tierheim anders: Das Aushängeschild des Zürcher Tierschutzes feiert dieses Jahr sein 160-Jahre-Jubiläum – und kann sich sehen lassen: Alles ist hell, sauber und auf das Wohl der Tiere ausgerichtet. Das Tierhaus, wie es neu heisst, gilt seit der Eröffnung im Jahr 2015 als modernste Institution der Tiervermittlung in der Schweiz.
Licht, Luft, Baumstämme zum Klettern – ein Büsiparadies
Insbesondere für Katzen gleichen die Räume einem kleinen Paradies – die nächstbeste Option zu einem lieben Zuhause oder einem Feldplatz zum Mausen. Baumstämme bieten Klettermöglichkeiten, erhöhte Schlafplätze Sicherheit, und durch die grossen Fensterfronten können die Vierbeiner beobachten, was draussen im Wald geschieht. Über kleine Treppchen, die aus den Katzenräumen ins überdachte Freie führen, können die Büsi auch selbständig an die frische Luft. Für schwierige Katzen existiert eine zusätzliche Möglichkeit, die es in keinem anderen Heim gibt: der kombinierte Büro-Büsi-Raum. Einzelgänger oder sehr menschenscheue Katzen können sich hier an Zuneigung von Menschen gewöhnen.
Hunde dürfen draussen bleiben
Im Tierhaus sind die herrenlosen Hunde etwas isolierter untergebracht als die Katzen – wegen der Hygienevorschriften. Alles muss abspritzbar und leicht zu reinigen sein. Aber immerhin hat jeder Hund einen Innen- und einen Aussenbereich, zwischen dem er wechseln kann, sowie Kauspielzeug und eine kuschlige Liegegelegenheit. Nach Möglichkeit leben die Hunde nicht allein – das funktioniert, je nach Sozialverhalten der Artgenossen, aber leider nicht bei allen. Praktisch täglich gibt es Spaziergänge, bis zu viermal am Tag Auslauf ins Grüne, zusätzlich üben die Pfleger mit den Hunden Grundgehorsam und die wichtigsten Befehle wie «Sitz», «Platz» oder «Warten». Auch für Streicheleinheiten bleibt Zeit. So stellt der Zürcher Tierschutz sicher, dass seine Büsi und Hunde gut sozialisiert an ihre neuen Plätze kommen.
Königsphytons, Vogelspinnen und Kleinsäuger
Im ersten Stock, neben den Katzenräumen, liegen die Räumlichkeiten für Kleinsäuger. Nagetiere und Exoten seien am schwierigsten zu vermitteln, sagt der Leiter des Tierhauses, Rommy Los (48): «Bei Kaninchen, Chinchillas sowie Königspythons oder Vogelspinnen gibt es leider kaum Nachfrage.» Los bemängelt auch, dass sich Menschen exotische Tiere kaufen, ohne sich über die Haltung und Folgekosten zu informieren. «Wegen des Internets und der Tierbörsen ist es heute viel einfacher, an Exoten zu kommen als früher und nach dem Kauf sind die Leute oft mit der artgerechten Haltung überfordert.» Momentan wartet eine Vogelspinne auf einen neuen Besitzer. Sie ist eins von rund hundert Tieren, die im Zürcher Tierhaus auf ein neues Zuhause hoffen.
Tier adoptieren – wie gehts?
Wer über genügend Zeit für ein Tier verfügt, sollte als ersten Schritt die Webseite tierdatenbank.ch besuchen. Dort sind schweizweit Tiere aufgeführt, die auf einen neuen Besitzer warten. Bei Interesse folgen ein Besuch im Tierheim und die Abklärung, ob der neue Besitzer auch genügend Platz und Zeit für das Tier hat. So stellen die Heime sicher, dass die Tiere an gute Plätze kommen. Nach einigen weiteren Besuchen zur Angewöhnung kann der neue Besitzer das Tier mitnehmen. Die Tiere sind aber nicht gratis: Beim Zürcher Tierhaus kostet die Adoption eines Hundes 440 Franken und einer Katze 290 Franken, Kaninchen sind ab 60 Franken zu haben. Das hat seinen guten Grund: «Wir wollen, dass die Tiere es für den Rest ihres Lebens gut haben – und was gratis ist, wird leider oft nicht wertgeschätzt», sagt Rommy Los.