BLICK-Kolumnist Simon Jäggi über die Geheimnisse der Pinguine
Pinguine würden beim Sex die Socken ausziehen

Pinguine sind die Angela Merkels der Tierwelt. Probleme perlen an ihnen ab, wie Wassertropfen an ihrem öligen Federkleid. Die neue Kolumne «Wild im Herzen» ist heute eiskalt.
Publiziert: 16.02.2018 um 19:04 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 16:25 Uhr
Simon Jäggi schreibt jeden zweiten Freitag im BLICK über die Welt der Tiere.
Foto: Thomas Buchwalder
Simon Jäggi

Heute soll es in dieser Kolumne einmal explizit nicht um das Liebesleben der Tiere gehen (wie schon des Öfteren), sondern um kalte Füsse. Wobei man eines vorausschicken muss: Menschen mit kalten Füssen haben keinen guten Sex.

In einem Laborexperiment mit 13 heterosexuellen Paaren haben Forscher der Universität Groningen (NL) herausgefunden, dass Probandinnen mit Socken häufiger zum Orgasmus kamen (80 Prozent) als solche ohne Socken (50 Prozent). Da stellt sich tatsächlich die Frage, ob man als Frau nicht lieber einen Orgasmus vortäuscht, als die Schmach auf sich zunehmen, die Socken anzubehalten.

Aber ja, eigentlich will ich nicht über Sex schreiben. Sondern über Pinguine. Pinguine sind die Angela Merkels der Tierwelt. Probleme perlen an ihnen ab, wie Wassertropfen an ihrem öligen Federkleid.

Gegen den Strom

Sie können nicht fliegen? Kein Problem, bei der Jagd nach Fischen und Krill schwimmen sie mit über 35 Stundenkilometern durchs Wasser. Und das teilweise über 500 Meter tief. Kalte Füsse? Kein Problem, die Evolution hat dafür gesorgt, dass Pinguine ihre Füsse sogar kühlen. Klingt unlogisch, ist aber ziemlich ausgefuchst.

Das Geheimnis heisst Gegenstromprinzip. Einfach gesagt, funktioniert dies so: In den Füssen liegen Arterien und Venen dicht beieinander. Die Wärme im Blut der Arterien, das aus dem Herz kommt, wird an das kühle Blut der Vene abgegeben – und umgekehrt. So kommt nur kaltes Blut im Fuss an und die Pinguine bleiben nicht am Eis kleben. Wer mit seiner Zunge schon mal an einem Laternenpfahl hängen geblieben ist, weiss, was ich meine. 

Je kälter, desto grösser

Pinguine leben auf der südlichen Halbkugel, werden also nie auf einen Eisbären treffen. Je kälter die Gegend, desto grösser die Pinguine. Die Kälte in der Antarktis ist für einen wie mich, der oft kalte Füsse kriegt, unvorstellbar. Unfassbar auch, wie die Begattung funktionieren soll, aber lassen wir das …

Der Kaiserpinguin ist die grösste Art – und eine von nur zwei Arten, die auf dem Festland der Antarktis brütet, wo die Durchschnittstemperatur fast minus 50 Grad beträgt. In eisigen Schneestürmen stehen sie eng beieinander. Eine Stunde in einem Sturm von 110 km/h kühlt so stark wie eine Stunde bei minus 180 Grad.

Noch nie untersucht worden ist, ob sich die Pinguine in solchen Eisstürmen jeweils zuflüstern: Wir schaffen das.

Simon Jäggi (37) ist Sänger der Rockband Kummerbuben, arbeitet im Naturhistorischen Museum Bern und hält Hühner. Er schreibt jeden zweiten Freitag im BLICK. Wissenschaftlicher Rat: Prof. Christian Kropf.

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