BLICK-Tschui am Bachmannpreis in Klagenfurt (A)

«Ich werde gegrillt wie ein Schaschlik-Spiess»

Wörthersee, Wörthersee, alle sagen immer, wie schön dieser Wörthersee sei. Dabei, so hab ich vor der Anreise gedacht, bin ich am Zürichsee aufgewachsen, und Berge haben wir hier auch. Nun, jetzt ist nach der Anreise – im Übrigen klimafreundlich mit dem Zug – und ich muss sagen: Der Zürichsee und so mancher anderer Schweizer See kann sich eine dicke Scheibe vom Wörthersee abschneiden, so schönheitstechnisch. Türkisestens das Wasser – und vor allem haben die es hier geschafft, nicht die ganzen Ufer mit Millionärsbetonklötzen und Flachdächern zuzupappen wie bei uns.

Andererseits, auch hier gibt es Bauliches zu bemängeln: Da stehen die allerschönsten Jugendstilbauten, und gestrichen sind sie – zum ersten Mal ist mir das bei der Durchfahrt durch Innsbruck aufgefallen – mit Vorliebe in so Fassadenfarben wie Blut im Stuhl, Mettwurst oder Dünnpfiff, und ich wage es nicht, hier Betrachtungen anzustellen, was das wohl über die hiesige Volksseele aussagt – wenn dann sonst ein österreichischer Juror diese Kolumne liest, fühlt er sich beleidigt und gibt mir aus Prinzip keine Stimme.

Gestern Abend, ich schreibe diese Zeilen am Mittwoch, ist man diesen übrigens vorgestellt worden, an einer «Kärntner Jause», ausgerichtet vom ORF und, wie hierzulande üblich, streng hierarchisch organisiert: der linke Tisch für die Kandidaten, der rechte für die Juroren. Später gibts eine Führung zum Raum, aus dem gesendet wird. Klinisch weiss, ausgestellt auf einer Drehbühne steht das Lesetischchen in der Mitte, und es drängen sich ungute Assoziationen von Sezierlabor und Schaschlik-Spiess, an dem man gleich geröstet wird, auf. Und das passt ja auch, wie sie hierzulande sagen.