Auf 3106 Metern über Meer
Nanoplastik-Ablagerung auf abgelegenem Gipfel ist erstaunlich hoch

Messungen auf dem 3106 Meter hoch gelegenen Sonnblick-Observatorium in Österreich haben gezeigt, dass pro Jahr auf jeden Quadratkilometer etwa 42 Kilogramm Nanoplastik rieseln. Teilweise wurden die Teilchen bis zu 2000 Kilometer durch die Luft transportiert.
Publiziert: 25.01.2022 um 09:52 Uhr
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Aktualisiert: 25.01.2022 um 15:13 Uhr
Die Forschungsstation Sonnblick liegt auf 3106 Metern über Meer. Während sechs Wochen erfassten die Forschenden, wie viel Nanoplastik sich dort im Schnee ablagert.
Foto: ZAMG/Christian Schober

Der Ursprung lag demnach bei etwa dreissig Prozent der winzigen Teilchen in dicht besiedelten, urbanen Gebieten, die höchstens 200 Kilometer vom Berggipfel entfernt sind.

Nanoplastik aus dem Atlantik

Die mithilfe von Wind- und Wetterdaten nachgezeichnete Verfrachtung deutet aber auch auf einen weiträumigen und globalen Transport hin. So stammten zehn Prozent der erfassten Nanoplastikteilchen aus einer Entfernung von mehr als 2000 Kilometern, wie ein internationales Forschungsteam mit Beteiligung der Empa im Fachmagazin «Environmental Pollution» berichtet. Teilweise liege die Quelle des Nanoplastiks im Atlantik.

Ergebnisse müssen in weiteren Studien überprüft werden

Die Ablagerungsrate von 42 Kilogramm Nanoplastik pro Quadratkilometer klingt nach viel, besonders für einen Alpengipfel weit weg von Industrie, Verkehr und sonstigen menschlichen Einflüssen.

Die Unsicherheit berzüglich dieses Wertes ist jedoch gross: Die Forschenden geben einen Bereich zwischen 17 und 74 Kilogramm pro Jahr an. Tatsächlich sei zu betonen, dass die Zahlen erst auf einer einzelnen Studie beruhten, sagte Mitautor Dominik Brunner von der Empa im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Die Werte müssten daher - wie auch die gesundheitlichen Auswirkungen - in weiteren Studien überprüft werden. Dann liessen sich auch aussagekräftige Bewertungen der Belastung der Luft und des Alpenraums durch Nanoplastik erstellen. Neue und detailliertere Messungen am Sonnblick-Observatorium seien denn auch bereits geplant.

Auswirkungen der Nanopartikel grösstenteils unerforscht

Während immer mehr Informationen über die Verschmutzung von Mikroplastik zur Verfügung stehen, ist die Datenlage zu Nanoplastik äusserst lückenhaft. Dies lässt sich insbesondere darauf zurückführen, dass die Messung dieser kleinsten Teilchen eine analytische Herausforderung darstellt. Das Forschungsteam hat deshalb ein chemisches Verfahren entwickelt, um die Luftverschmutzung durch Nanoplastik mit einem Massenspektrometer zu bestimmen.

Schätzungen zufolge sind bis heute mehr als 4900 Millionen Tonnen Kunststoffe in die Umwelt gelangt, wo sie zu immer kleineren Partikeln fragmentieren. Zu den ökologischen und gesundheitlichen Auswirkungen dieser Kleinstteilchen, insbesondere von Nanoplastik, weiss die Forschung jedoch noch wenig.

«Wir wissen, dass Mikro- und Nanoplastik fast überall vorhanden ist. Aber ob das wichtig oder gar gefährlich ist, müssen wir erst noch erforschen», liess sich Empa-Forscher Bernd Nowack, der nicht direkt an der Studie beteiligt war, in einer Mitteilung seines Forschungsinstituts vom Dienstag zitieren.

So können Nanopartikel tief in die Lunge eindringen, während grössere Partikel wahrscheinlich von den oberen Atemwegen herausgefiltert werden. Aufgrund ihrer geringen Grösse könnten Nanokunststoffe womöglich sogar die Zell-Barriere passieren und in den Blutkreislauf gelangen.

Trotz den noch grossen Unsicherheiten, ist es den Forschenden zufolge weiterhin nötig, das Ausmass der Nanopartikel-Verschmutzung in städtischen, ländlichen und abgelegenen Gebieten zu quantifizieren. So liesse sich eruieren, wie stark Menschen diesen potentiell gesundheitsschädlichen Stoffen ausgesetzt seien.

https://doi.org/10.1016/j.envpol.2021.117697

(SDA)

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