Markus Lehner vom Hallenbad Altstetten ZH erkennt sie sofort. «Man sieht das gleich, wie jemand schon dasitzt.» Er habe ab und zu Probleme mit Spannern, sagt der Betriebsleiter. Vor allem natürlich in den fünf Tagen pro Woche, in denen es heisst: «Gemischte Sauna».
Die Bademeister machen stündlich einen Kontrollgang. Damit es die Spanner nicht zu einfach haben, drehen sie die Liegestühle gegen das Fenster. «Doch schon beim nächsten Kontrollgang sind die Stühle wieder in Richtung Sauna-Bereich gedreht», sagt Lehner.
Roland H.* geht regelmässig in die Sauna. Nicht nur für die Gesundheit, auch um «zu gucken». «Es gibt viele Frauen, die sich zeigen wollen», ist er überzeugt. Die würden es geniessen, angeschaut zu werden. «Manche wechseln ihre Beinstellung extra so wie im Film Basic Instinct», beschreibt Roland.
«Wenn jemand die Frauen nur anschaut, können wir nicht viel machen», erklärt Betriebsleiter Lehner. In seiner Sauna habe er die Situation aber unter Kontrolle. «Wenn sich einer gegenüber Frauen falsch verhält, schicke ich ihn nach Hause.» Zeige er sich nicht einsichtig, bekomme er eine Verwarnung, dann Hausverbot. «Pro Jahr muss ich etwa einmal so hart durchgreifen.»
Auch die Thermalbäder Bad Schinznach AG haben mit Spannern wie Roland H. zu kämpfen. «Natürlich gibt es das. Jeder Sauna-Betrieb, der behauptet, er habe keine Voyeure, lügt», sagt Geschäftsleiter Peter Linder. Sechs bis zehn Gäste erhielten pro Jahr ein Hausverbot. «Wir versuchen durch Deko-Elemente die Sicht zu behindern. Doch ganz verhindern kann man das Spannen nicht», sagt Linder.
BLICK versucht, mit Frauen zu sprechen. Viele erzählen offen, dass sie sich belästigt fühlen. Doch alle wollen anonym bleiben. «Es ist klar, dass man in der gemischten Sauna angeschaut wird. Aber es kommt drauf an wie und wie lange», sagt eine. «Wenn ich mich unwohl fühle, bedecke ich meinen Körper mit einem Tuch.»
Viele Saunen führten deshalb den Frauen-Tag ein. In Altstetten und in Schinznach sind es sogar zwei Tage. Für die anderen Tage gilt: «Wer sich belästigt fühlt, soll sich sofort am Empfang melden», sagt Markus Lehner vom Hallenbad Altstetten. Dann könne man auch prompt reagieren. «Das gleiche gilt für Männer. Wir wollen hier ja auch keinen Schwulen-Club.»
* Name von der Redaktion geändert