Das Bankett fand im Kutschenmuseum in Lissabon statt. In Stockholm dann servierte man das Gala-Dinner mit Blick aufs letzte erhaltene Schiff des 17. Jahrhunderts. Das sind keine Events aus einer Gourmet-Show, sondern die Znacht an Ärzte-Kongressen in den letzten Jahren.
Die werden häufig von Pharmafirmen mitfinanziert. Diese übernehmen für die zum Beispiel deren Teilnahmegebühren, die sich schon mal auf 1000 Franken belaufen. Und sie zahlen ihnen Honorare für Vorträge und Beratungen – manchen von ihnen bekommen jährlich hohe fünfstellige Beträge (BLICK berichtete). Insgesamt strichen mehrere Tausend Mediziner im Jahr 2017 knapp 12,5 Millionen Pharma-Franken ein.
Ski-Wochenenden, Ägypten-Reisen
Zwar waren die Summen früher grösser. Die Zeiten sind vorbei, da «Ärzte-Kongress» ein anderer Name für Ägypten-Reisen oder Ski-Wochenenden war und dann nach dem Symposium im Fünfsternehaus Zigarren gepafft wurden. Doch noch immer lassen sich viele Mediziner gerne die Reisen und wichtige Weiterbildungskongresse mitfinanzieren. Gesundheitsökonom Heinz Locher (75) findet: «Nur Kongresse, die nicht industriefinanziert sind, sollten Credit-Punkte vergeben dürfen, welche Ärzte brauchen.»
Nur wenige Mediziner, die BLICK fragt, finden es problematisch, Kongresskosten oder andere Gelder von der Pharmaindustrie anzunehmen. Eine ist P.G.*. Für den letzten Kongress nach Deutschland zahlte die Zürcher Neurologin das Busbillett aus dem eigenen Sack. Ebenso ihr Hotelzimmer. Denn sie fühle sich sonst beeinflusst.
Was ist das «übliche Mass»?
Ihren Namen will P.G. nicht in der Zeitung lesen. «Ich will nicht als Nestbeschmutzer gelten.» Sie sagt über ihre Kollegen: «Einige haben zwar kein gutes Gefühl.» Viele liessen sich trotzdem einladen. Patrick Weihs (57) kennt das, nahm früher Pharmagelder an. «Ich hatte schon immer ein schlechtes Gewissen, aber es war eben sehr bequem», sagt der Leitende Arzt an der Privatklinik Wyss in Bern.
Die Ärztevereinigung FMH regelt in ihrer Standesordnung, dass Geschenke an Ärzte nicht erlaubt sind, die «das übliche Mass kleiner Anerkennungen übersteigen». Wo das Mass unüblich wird? Das unterliege «keiner absolut definierten Richtlinie», so die FMH.
Sehen Sie selbst, welche geldwerten Leistungen die Pharmaindustrie Ärzten, Spitälern und anderen Institutionen der Gesundheitsbranche zukommen liess: Auf www.pharmagelder.ch machen die Schweizer Medien des Ringier Axel Springer Research Network entsprechende Daten zugänglich und für jeden durchsuchbar. Die Daten stammen von 60 Pharmafirmen, die sie gemäss Pharma-Kooperations-Kodex des Verbands Scienceindustries offengelegt haben.
«Pharmagelder Schweiz» ist ein Projekt des Ringier Axel Springer Research Network. Im Netzwerk arbeiten Journalisten verschiedener Medien bei transnationalen, datengetriebenen oder investigativen Projekten zusammen. Teil davon sind: Beobachter, «Blick»-Gruppe, «Handelszeitung» und «Le Temps» (Schweiz), «Welt» und «Bild» (Deutschland), «Pulse» (Nigeria), «Politico» (Belgien), «Onet» (Polen), «Aktuality.sk» (Slowakei), «Libertatea» (Rumänien), «Blic» (Serbien), «Blikk» (Ungarn), «Business Insider» (Vereinigtes Königreich).
Sehen Sie selbst, welche geldwerten Leistungen die Pharmaindustrie Ärzten, Spitälern und anderen Institutionen der Gesundheitsbranche zukommen liess: Auf www.pharmagelder.ch machen die Schweizer Medien des Ringier Axel Springer Research Network entsprechende Daten zugänglich und für jeden durchsuchbar. Die Daten stammen von 60 Pharmafirmen, die sie gemäss Pharma-Kooperations-Kodex des Verbands Scienceindustries offengelegt haben.
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«Man wird klar beeinflusst»
Weihs hat eine klare Linie gezogen. Vor 15 Jahren nahm er das letzte Mal etwas an: Kugelschreiber. «Seither nicht einmal mehr diese.» Für Vorträge auf pharmagesponserten Seminaren nimmt er kein Honorar. So fühle er sich freier. Denn: «Man wird klar beeinflusst, wenn man Gelder von Pharmafirmen annimmt.»
Weihs ist Mitglied der Initiative «Mein Essen zahl ich selbst» (Mezis), die sich Pharmageldern grundsätzlich verweigert. Viele Mitglieder hat die Initiative in der Schweiz nicht. Es sind sechs.