Analyse des WWF
Die weltweite Energiewende ist nicht zu stoppen

Die Energiewende schreitet laut der Umweltschutzorganisation WWF auf globaler Ebene «unumkehrbar» voran.
Publiziert: 11.01.2022 um 22:59 Uhr
Der technologische Fortschritt senkt die Kosten für Elektrizität aus Wind- und Sonnenkraft.
Foto: SAJJAD HUSSAIN
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«Zentrale Branchen haben gemerkt: Das ist die Zukunft, wenn wir nicht dabei sind, werden wir abgehängt», sagte der Autor der WWF-Studie, Gerd Rosenkranz, am Dienstag. Windkraft und Photovoltaik hätten sich dank sinkender Kosten zu «weltweiten Schlüsseltechnologien für das 21. Jahrhundert» entwickelt, erklärte die Organisation in ihrem Report über die «Megatrends der globalen Energiewende» weiter.

Kostenvorteil der erneuerbaren Energien

Da Strom aus der Verbrennung fossiler Energieträger zugleich systematisch immer teurer werde, sei eine «Trendumkehr nicht mehr vorstellbar». Auch aufgrund der zunehmenden CO2-Bepreisung steige der Kostenvorteil der Erneuerbaren weiter. Viele Regierungen und Organisationen seien zudem nicht mehr bereit, Geld in fossile Brennstoffe zu investieren, sagte Rosenkranz. Die weltweit installierte Kapazität von Windenergie habe sich entsprechend seit 2015 verdoppelt, die Kapazität von Photovoltaik sogar vervierfacht.

Auch die Effizienz der verwendeten Technik habe sich deutlich erhöht: Zwar seien die Investitionen in erneuerbare Energien im Vergleich zum vorherigen Jahrzehnt in etwa konstant geblieben. Aus einem Dollar Investition werde heute aber rechnerisch vier mal mehr Strom produziert als noch vor zehn Jahren, erklärte Rosenkranz weiter.

Technologie schreitet voran

Die seit 30 Jahren sinkenden Kosten für Elektrizität aus Wind- und Sonnenkraft ergeben sich demnach aus diesem technologischen Fortschritt und ausserdem den Skaleneffekten zunehmender industrieller Verbreitung. Da der Technologiezyklus von erneuerbaren Energien im historischen Vergleich noch relativ jung sei, dürfe diese Entwicklung künftig noch deutlich weitergehen.

Zugleich stiegen die Kosten der Stromerzeugung durch Öl, Kohle und Gas weiterhin an, da die «CO2-Zertifikatepreise unter dem Druck ambitionierter, auch international verpflichtender Klimaziele steigen», führten die WWF-Experten in ihrer Analyse weiter aus. Insgesamt spreche alles dafür, «dass sich die Preisschere zwischen klimaverträglicher und klimabelastender Stromerzeugung weiter öffnet». Zugleich habe Atomkraft wegen unkalkulierbarer Kosten und Sicherheitsrisiken realistischerweise ebenfalls keine Zukunft.

Deutschlands verfehlte Klimaziele

Die «Unumkehrbarkeit» der Energiewende sei allerdings noch keine Garantie für Erfolg, warnten die WWF-Experten. Um die Klimakatastrophe zu verhindern, sei deutlich mehr Geschwindigkeit bei der Umsetzung der Energiewende nötig. Deutschland habe seine Rolle als Vorreiter «aufgrund der Versäumnisse der jüngeren Vergangenheit» verloren und müsse diese neu definieren. «Es ist nicht aussichtslos, aber wir brauchen eine ungeheure Beschleunigung», sagte Studienautor Rosenkranz weiter.

Die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), Kerstin Andreae, begrüsste den Bericht als ein Zeichen für Optimismus. Sie betonte die Rolle der Digitalisierung, die bisher nicht ausreichend in den Blick genommen werde. Durch intelligentere Stromnetze könne die Effizienz bei der Stromversorgung deutlich erhöht werden.

Grenzen der Klimapolitik

Handlungsbedarf bestehe auch im politischen Bereich. «Wir scheitern nicht am Willen, wir scheitern im Moment an den Grenzen, die gesetzt sind», sagte Andreae weiter. Nötig seien mehr Flächen für Erneuerbare, mehr Material und Fachkräfte, sowie schnellere und einfachere Genehmigungsverfahren.

Auch der Abteilungsleiter für Energie- und Klimapolitik beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), Carsten Rolle, betonte die Relevanz vereinfachter Genehmigungsverfahren. Diese müssten nicht nur für den Zubau der Erneuerbaren erleichtert werden sondern auch in den Anwendungsbereichen. Industriebetriebe würden ihre Produktion erst dann auf erneuerbare Energien umstellen, wenn sich dies wirtschaftlich lohne.

(AFP)

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