Expertin über die ICF-Bewegung
«Bei ICF herrscht ein starkes Schwarz-Weiss-Denken»

Susanne Schaaf berät Menschen, die sich in problematischen Glaubensgruppen wiederfinden. Im Interview spricht die Leiterin der Zürcher Fachstelle InfoSekta über die Strukturen der ICF-Bewegung, warnt vor Druck und erklärt, warum Zweifel kaum Platz haben.
Publiziert: 26.06.2025 um 19:51 Uhr
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Aktualisiert: 00:21 Uhr
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Susanne Schaaf leitet die Fachstelle für Sektenfragen InfoSekta. Sie beobachtet ICF seit Jahren und warnt vor problematischen Strukturen und psychischem Druck.
Foto: zVg

Darum gehts

  • ICF zeigt problematische Strukturen und Dynamiken laut InfoSekta-Leiterin Susanne Schaaf
  • Schwarz-Weiss-Denken und Ablehnung von Zweifeln erzeugen psychischen Druck
  • Gläubige werden ermutigt, zehn Prozent ihres Einkommens zu spenden
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Ramona RosatiRedaktorin Gesellschaft

Frau Schaaf, ist ICF aus Sicht von InfoSekta eine Sekte? Wie ordnen Sie die Bewegung generell ein?
Susanne Schaaf: Der Sekten-Begriff ist heikel. Er suggeriert eine einfache Einteilung in «Sekte, gefährlich» und «keine Sekte, unbedenklich». Die Szene ist jedoch sehr vielfältig. InfoSekta spricht daher von problematischen Strukturen und Dynamiken – und die sind bei ICF klar erkennbar. ICF ist sehr populär und wächst, vor allem im Vergleich zu stilleren, pietistischen Gemeinden. Das markante, charismatische Auftreten mit Musik, Gemeinschaftserlebnissen und emotionalen Gottesdiensten zieht viele junge Menschen an, die sich von dieser modernen Inszenierung angesprochen fühlen. Die persönliche Atmosphäre in den Small Groups schafft enge Bindungen. Das erschwert es, kritisch zu bleiben, eine abweichende Meinung zu vertreten oder auszusteigen. Gleichzeitig kann das enge, evangelikale Glaubensverständnis bei den jungen Menschen zu grossem Druck führen.

Welche ideologischen oder strukturellen Merkmale weist ICF auf?
Die Gemeinschaft funktioniert nach dem Prinzip «Entweder-oder». Entweder man ist mit Gott unterwegs oder man steht auf der dunklen Seite, gerettet oder verloren. Ein solches Schwarz-Weiss-Denken kann starken psychischen Druck erzeugen. Zweifel haben keinen Platz und können schnell zu Ausgrenzung führen.

Gibt es Hinweise auf psychischen oder sozialen Druck innerhalb der Gemeinschaft?
Es wird erwartet, dass man sich voll und ganz dem Glauben verschreibt, sein Leben nach den Regeln ausrichtet und eigene Bedürfnisse zurückstellt. Wer Zweifel äussert, erlebt oft Ablehnung. Wer dazugehören möchte, muss sich anpassen. Auch werden psychische Erkrankungen wie Depressionen teilweise als Folge dämonischen Wirkens interpretiert. Wenn Dämonen im Menschen wohnen, wie es ICF nennt, sollen diese «Ursachen» durch Gottes Wirken beseitigt werden. Das kann Betroffene zusätzlich belasten und möglicherweise professionelle Hilfe verhindern.

Wie steht ICF zu Homosexualität?
ICF spricht davon, dass «homosexuell empfindende» Menschen auch willkommen seien. Aber in Predigten und auf Social Media sieht man eine klare Ablehnung von gelebter Homosexualität oder nicht-binären Geschlechtsidentitäten. Das geschieht teilweise indirekt.

Wie transparent ist ICF in Bezug auf Finanzen und Leitungsstrukturen?
Mitglieder werden ständig zum Spenden ermutigt. Der Zehnte, also zehn Prozent vom Einkommen, wird als Massstab genannt. Dann gibt es noch Spendenkampagnen wie z. B. «Reach Beyond». Offiziell heisst es, die Spenden seien freiwillig. Zu spenden – auch wenn man wenig Geld hat – wird jedoch als Treuebeweis für Gott dargestellt. Man würde ja auch nicht zögern, einem Freund in Not zu helfen. Dadurch kann zusätzlicher Druck entstehen. ICF veröffentlicht auf der Webseite zwar einige Zahlen zu den Einnahmen. Die Transparenz über die genauen Finanzen ist jedoch eher gering.

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