Vor zehn Jahren haben Clemens Rehbein (30) und Philipp Dausch (30) aus Kassel (D) einen Song in ihren Jugendzimmern aufgenommen und ihn auf Youtube hochgeladen. Heute touren sie als Milky Chance auf der ganzen Welt, spielen an den grössten Festivals vom Coachella, Glastonbury bis zum Open Air St. Gallen. Die Freunde wurden mit ihrer ersten Single «Stolen Dance» über Nacht zu Stars. Nach drei erfolgreichen Alben erscheint am 9. Juni ihr viertes – «Living in a Haze». Vorher kommt das Duo am 30. April nach Bern an das ByeBye Sälü Festival, bevor es den Sommer auf seine bisher grösste und längste Tournee gehen.
Im neuen Song «Living in a Haze» singen Sie über die Sehnsucht, den «Schmerz wegzutanzen». Welchen Schmerz wollten Sie wegtanzen?
Clemens Rehbein: Es gibt viele verschiedene Quellen des Schmerzes. Heute Morgen war es der Rücken (lacht), morgen kann es was ganz anderes sein.
Sie haben beide Kinder. Wie beeinflussen die Ihr Rockstar-Leben?
Rehbein: Die Familie erdet automatisch, sie gibt Ruhe in der Musikszene.
Spielen Sie Ihrer Familie Ihre Musik vor?
Philipp Dausch: Ja, die sind auch oft bei Konzerten dabei. Der Grosse versteht jetzt auch schon mehr und ist auch am Produzieren interessiert. Wenn sie kleiner sind, dann ist es eher so: Arme hoch und tanzen! Das ist schon sehr süss.
Rehbein: Die fühlen unsere Musik richtig. Dann wollen sie das zu Hause hören, und es wird abgetanzt.
Sie spielen am 30. April in Bern am ByeBye Sälü Festival, danach geht es direkt nach Amerika. Wieso?
Rehbein: Die Leute haben gar keinen Bock mehr auf uns, wir waren ja gerade erst da, jetzt müssen wir zuerst woanders hin, damit die uns wieder wollen (lacht).
Dausch: Wir lassen sie besser noch ein bisschen warten (lacht).
Wie gefällt Ihnen die Schweiz so von einer Skala von 1 bis 10?
Dausch: Super. Wir gehen gerne in die Schweiz und waren von Anfang an oft dort. Von einer Skala von 1 bis 10, eine 12 (lacht).
Das müssen Sie jetzt einfach sagen.
Rehbein: Nein, wirklich, in der Schweiz hat das Publikum immer eine gute Mischung aus Entspanntheit und Aufregung.
Dieses Jahr haben Sie Ihr zehnjähriges Jubiläum, hätten Sie sich das jemals vorgestellt?
Dausch: Eigentlich gar nicht, wir wollten einfach Musik machen und die Welt bereisen. Das Ganze bedeutet uns natürlich sehr viel, dass es nach zehn Jahren immer noch bergauf geht und wir bei so grossen Orten spielen dürfen, das ist einfach der Hammer.
Sie arbeiten oft mit anderen Künstlern zusammen, wie zum Beispiel Tash Sultana und Jack Johnson. Wird es auf diesem Album auch Kollaborationen geben?
Dausch: Ja, und zwar nur mit Sängerinnen! Sie sind nicht aus Europa, mehr können wir noch nicht sagen.
Sie setzen sich für Nachhaltigkeit und eine sozial gerechte Welt ein. Mal ehrlich: Ist das nicht ein wenig heuchlerisch? Für Ihre Tours jetten Sie ja dauernd um die Welt!
Dausch: Fliegen ist immer der populärste Teil des CO2-Abdrucks, aber nicht der grösste. Das ist ja das Komplexe in unserer Industrie; wir fallen in ganz viele Bereiche. Von der Textilindustrie, der Elektrizität zum Merch bis hin zum Fantravel, also das Anreisen unserer Fans, was auch den öffentlichen Verkehr betrifft. Das ist alles sehr komplex, und wir wollten das im ersten Schritt mal alles verstehen und schauen, wo wir einen Einfluss haben können. Es ist auch ein Lernprozess für uns.